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Ex-Weltmeister Boris Spasski

im Haus der Geschichte am 21. Januar 2007 in Bonn

Mit Fotos, zwei Videofilmen und Bericht

Haus der Geschichte
Ausstellung "Zug um Zug - Schach Gesellschaft Politik" im Haus der Geschichte

Hütter, Schmid, Spasski
Dr. Hans Walter Hütter (Haus der Geschichte), Lothar Schmid und Boris Spasski

Schmid, Wagner, Pfleger
Lothar Schmid, Paul Werner Wagner und Dr. Helmut Pfleger im Gespräch

Am 21. Januar 2007 fand ein Schachsonntag mit Boris Spasski im Haus der Geschichte statt.
Einige Tage vor seinem siebzigsten Geburtstag luden die Emanuel Lasker Gesellschaft und das Haus der Geschichte Ex-Weltmeister Boris Spasski nach Bonn ein.

Als erstes führte Paul Werner Wagner (Vorsitzender der Emanual Lasker Gesellschaft) ein Gespräch mit den Großmeistern Lothar Schmid und Dr. Helmut Pfleger über Schachduelle während des kalten Krieges.

Lothar Schmid war Schiedsrichter bei dem legendären Kampf um die Weltmeisterschaft 1972 in Reykjavik auf Island, Wo Bobby Fischer aus Amerika den amtierenden Weltmeister Boris Spasski aus der Sowjetunion enthronen konnte.

Nach einem Fototermin am Schachtisch, den seinerzeit Fischer und Spasski für ihren Wettkampf nutzten, folgte eine Begrüßung durch Dr. Hans Walter Hütter (Vertreter des Präsidenten der Stiftung des Haus der Geschichte) und ein Gespräch zwischen Boris Spasski und Paul Werner Wagner. Dirk Poldauf dolmetschte.

Den Abschluss bildete ein Simultankampf von Boris Spasski an 25 Brettern in der Eingangshalle des Haus der Geschichte.

Ein Bericht und Filme vom Schachsonntag folgen.

Zunächst zwei Videofilme:

Film 1 (14 MB) zeigt Lothar Schmid und Dr. Helmut Pfleger mit Erinnerungen zu Reykjavik 1972.
Film 2 (13 MB) zeigt Spasski am legendären Schachtisch, beim Gespräch mit Wagner sowie Simultanspiel.

Bei dem Gespräch mit Paul Werner Wagner erzählte Lothar Schmid über die Probleme in Reykjavik 1972. Es war ein Kampf der politischen Systeme: Amerika gegen Sowjetunion. Lothar war Schiedsrichter und hatte die Aufgabe, Streitigkeiten zwischen den Russen und Amerikanern zu schlichten. Es drohte dauernd etwas, wie das beim Schach so üblich ist.

Vieles war im Vorab geregelt, aber ... Bobby war sehr empfindlich. Ein spezieller Spieltisch wurde gefertigt, der in Bonn ausgestellt ist. Ein Drehstuhl musste für Bobby aus Amerika eingeflogen werden. Das Drehen irritierte Boris, also bekam er ebenfalls einen Drehstuhl. War in den Stühlen etwas versteckt, was Bobby positiv und Boris negativ beeinflussen konnte? Ein Auseinandernehmen brachte nur tote Fliegen zutage. Ein weiteres Problem war die Camera von Mister Fox, die so gut versteckt werden musste, dass Bobby sie weder sehen noch hören konnte. Tritt Bobby überhaupt an? Erst nach langen Verhandlungen, in die sich nicht nur der Sponsor, sondern auch andere Persönlichkeiten einschalteten, gelang es, Bobby mit einer Woche Verspätung noch Reykjavik zu holen.

Und dann der unglaubliche Fehler Bobby's in der ersten Partie (auf Lxh2 sperrte Boris den Läufer ein und gewann). Danach gelang es nicht, Bobby zur zweiten Partie ans Brett zu bekommen. Selbst eine Polizei-Eskorte vom Hotel zum Spielokal half nichts. Lothar Schmid musste aufgrund von Zeitüberschreitung die Partie für Bobby als verloren erklären. Lothar hatte danach das Gefühl, ein Genie vernichtet zu haben.

Bobby hatte drei Anwälte mitgebracht, mit denen Lothar verhandeln musste. Selbst Kissinger und Nixon schalteten sich ein. Das Preisgeld wurde erhöht. Bobby verlangte einen separaten Raum, wo die Partien (statt auf der riesigen Bühne im großen Saal) ausgetragen werden. Boris als Gentleman stimmte dem zu, was eventuell zu seinem Nachteil war.

Die entscheidende Partie war wohl die Dritte. Bobby brachte eine Neuerung, Boris spielte zu vorsichtig und verlor. Nach weiteren sechs Partien stand es 6,5 zu 2,5 für Bobby. Was war passiert? Weshalb spielt Boris so schlecht? Die russische Delegation war ratlos. Holt seine Frau nach Reykjavik! Was dann auch geschah. Es wurde auch wieder im großen Saal gespielt. Aber es war zu spät.

Boris Spasski sagte beim Interviwe in Bonn: "Bobby war damals bereits der bessere Spieler". Man zählte ihm zwar seine Fehler auf, aber ... was half es. Boris fiel in Ungnade, andere auch, wie z.B. Taimanov, der 0-6 gegen Bobby verlor. Gab es eine Gemeinschaft zwischen den Großmeistern? Boris: "Wir sind eine Familie, fressen uns jedoch gegenseitig auf". Teile des Interviews enthält o.a. Film 2, wo Boris sowohl russisch als auch englisch spricht. Dirk Poldauf dolmetscht.

Das Schlusswort der Veranstaltung in Bonn: "Schach als Verbrüderung!"

Poldauf und Spasski
Dirk Poldauf im Gespräch mit Boris Spasski


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  • © 8.96 by Gerhard Hund Update 22.01.2007