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Analysen
von GM Karsten Müller


GM Karsten Müller aus Hamburg wird in lockerer Folge interessante Analysen bringen. Diese Kommentare betreffen zunächst Partien des HSK (Hamburger Schachklub) aus der Deutschen Bundesliga .

Folge 1

Als Erstes betrachtet Karsten vier Partien aus den Runden 10 und 11 der Bundesliga,
gespielt am 20./21.02.1999 in Bochum:


Paul van der Sterren - Matthias Wahls
[Castrop Rauxel - HSK (Brett2)]

[Diagramm]
24.Sb6 !? Txb3
[24...T4xb6 ? 25.cxb6 Lxb6 +/-]
25.Dxb3
[natürlich nicht 25.Sxa8 ? Txd3 26.Sxc7 Td2 -/+]
25...Dc6 ?
[Danach wird Schwarz die Schwäche seiner Grundreihe zum Verhängnis.] [25...Db7 ! stellt Weiß noch vor Probleme, z.B. 26.Tb4 axb6 27.cxb6 Ld6 ! und mir ist nicht klar, wie Weiß weiterkommen will, z.B. 28.Ta7 Dd5 ! (28...Dc6 ? 29.Tc4 Dd5 30.b7 Lf8 31.Tc3 Dxb3 32.Txb3 Ld6 33.Tc3 Kf8 34.Tc8+ Ke7 35.Txb8 Lxb8 36.Ta8 +-, 28...Lxb4 ? 29.Txb7 Txb7 30.Dxb4 Sd5 31.Da5 Sxb6 32.Da6 Tb8 33.Da7 +-) 29.Tc4 Kf8 30.b7 Ke7 und Schwarz steht auf einmal gut.]
26.Txa7 Dxc5 27.Tc4 Dxb6 28.Dxb6 Lxb6 29.Tb7 !!
[Gewinnt eine Qualität und van der Sterren bringt die Partie im folgenden sicher nach Hause.]
29...Lxf2+ 30.Kxf2 Ta8 31.Tbc7 Kf8 32.Tc8+ Txc8 33.Txc8+ Ke7 34.b4 Sd5 35.b5 f5 36.Ke1 g5 37.Kd2 g4 38.Kd3 Kd6 39.e4 fxe4+ 40.Kxe4 h5 41.Tc1 Ke7 42.Ke5 Sb6 43.Kd4 Kd6 44.Te1 Sd5 45.Te5 Sf6 46.Tg5 Kc7 47.Ke5 Sd5 48.Txh5 Kb6 49.Kd6 Kxb5 50.Kxd7 Kc4 51.Kxe6 Se3 52.Ke5 Kd3 53.Kf4 Kd2 54.Th8 1-0


Michal Krasenkow - Dr. Lubomir Ftacnik
[Bochum - HSK (Brett1)]

Lubomir Ftacnik hatte am 1. Brett mit Schwarz gegen Krasenkow eine sehr schwierige Aufgabe. Er spielte zunächst gewohnt erfindungsreich und erreichte nebenstehende Stellung. Neben dem offenen Koenig ist das schwarze Hauptproblem der Turm h8, der große Probleme hat, ins Spiel zu kommen. Trotzdem ist Schwarz wohl noch nicht verloren.
26.Lf4
[26.Dxd5 !? Lb6 ! und das Läuferpaar bietet laut Krasenkow eine gewisse Kompensation für den Bauern. (26...Dxd5 ? 27.Txd5 Le4 28.Txc5 Lxf3 29.Tf5+ +-)]
26...Td8 ?
[26...d4 ! wurde von den Spielern nach der Partie für kritisch gehalten.]
27.Rac1 !
[Das Eingreifen des zweiten weißen Turms entscheidet die Partie.]
27...b6 28.Sg5 Dd7 29.Df3 Kg8 30.b4 Lxb4 31.Tc7 De8 32.Txd5 De1+ 33.Kg2 Tf8 34.Txf5 Txf5 35.Tc8+ 1-0
und Lubo überschritt die Zeit. Es ist allerdings ohnehin Matt in drei Zügen.


Jereon Bosch - Sune Berg Hansen
[Bochum - HSK (Brett 5)] [ECO "B38"]

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.c4 Lg7 6.Le3 Sf6 7.Sc3 d6 8.Le2 0-0 9.0-0 Ld7 10.Dd2 Sxd4 11.Lxd4 Lc6 12.f3 a5 13.b3 Sd7 14.Le3 Sc5 15.Tab1 Db6 16.Tfc1 Tfc8
[Diagramm links]
Die Meinungen über die schwarze Stellung waren in der post-mortem Analyse zwar geteilt - vor allem Boris Alterman war der Meinung, daß Weiß besser steht -, so waren sich doch alle in einem einig: die Sache ist extrem trickreich und Weiß hat viele Möglichkeiten fehlzugreifen.
17.a3 ?
[17.Dc2 ? spielte Thies Heinemann letzte Saison gegen Christian Troyke und hatte Glück, daß dieser nicht 17...Lh6 !! -+ antwortete. 17.Tc2 wäre ein Versuch, Vorteil herauszuholen.]
17...Sxb3 ! 18.Lxb6
[18.Sd5 Lxd5 19.exd5 a4 -/+ (Bosch)]
18...Sxd2 19.Tb2 Sxc4 20.Lxc4 Ld7 21.Ld5
[21.Sd1 Lxb2 22.Sxb2 Tc6 23.Le3 b5 -+]
21...Lxc3 22.Tbb1
[22.Tbc2 Lb2 23.Txc8+ Lxc8 24.Tc7 e6 -/+]
22...Le5 23.Lxb7 Txc1+ 24.Txc1 Tb8 25.Tc7
[Diagramm rechts]
25...Lc6 ! N
[Erst dies ist die Abweichung von der Theorie: 25...Le6 ? 26.La7 Te8 27.Le3 a4 28.Lc6 Tb8 29.Txe7 Tb1+ 30.Kf2 Tb2+ 31.Kg1 Tb1+ 32.Kf2 und remis in A.Maximenko - S.Marinkovic, Vrnjacka Banja 1991.]
26.Lxc6 Txb6 27.g3 Ld4+ 28.Kg2 Tb2+ 29.Kh1 Tc2 30.Tc8+ Kg7 31.Ld7 Lc5 32.Ta8 Tc3 !
[Dadurch wird die Asymmetrie der Bauernstruktur weiter erhöht und Sune setzt sein Angriffspotential im folgenden in Szene.]
33.Txa5 Txf3 34.a4 Te3 35.Lc6 g5 36.g4 h5 37.gxh5 Kh6 38.Tb5 Te1+ 39.Kg2 g4 40.Kg3 Kxh5 41.Tb2 Te3+ 42.Kg2 Kh4 43.Kf1 Ta3 44.Tc2 Kh3 45.e5 Ta1+ 46.Ke2 Kxh2 47.Kd3+ Kg3 48.Kc4 f5 49.Kd5 f4 50.Ke6 Te1 0-1


Karsten Müller - Daniel King
[Castrop Rauxel - HSK (Brett 3)]

Die weiße Initiative ist verflogen und nun steht er vor einem schwierigen Endspiel
[Diagramm links].
Der Läufer a4 hat wenig Felder und der Bauer g5 neigt zur Schwäche, während die Defizite in der schwarzen Bauernstruktur am Damenflügel nicht ausgenutzt werden können.

Im Gegenteil: das statische und dynamische Potential der Bauern c6 und d5 ist hoch. Es ist also kein Wunder, daß ich bald in große Probleme gerate.
23.Kf4 ?!
[23.Lb3 ? a4 24.Sxa4 (24.Lxa4 d4 -+) 24...c5 25.c3 Lc6 -+]
23...Sc5 24.b3 Se6+ 25.Kg4 Ke7 26.a3 Kd6 27.b4 axb4 28.axb4 Lc8 !

[Diagramm rechts]
29.Kh4 Sd4 30.Te8 ?
[30.Tf2 !? war vermutlich besser, auch wenn die weiße Stellung nicht gerade vertrauenerweckend aussieht.]
30...Sf5+ -+ 31.Kg4
[31.Kh3 ? d4 32.Se4+ Kc7 -+; 31.Kh5 ?? g6+ 32.Kg4 Sg7+ -+]
31...d4 32.Se4+ Kc7 !
[32...Kd7 ? 33.Sc5+ Kxe8 34.Lxc6+ Ke7 35.Lxa8 Se3+ 36.Kf4 =]
33.Txc8+ Kxc8 34.Lxc6 Se3+
[34...Ta6 ? 35.Ld7+ Kxd7 36.Sc5+ Kc6 37.Sxa6 Se3+ 38.Kf4 Kb5 39.Sc7+ Kxb4 40.Ke4 Kc4 41.Se8 Sxc2 42.Sd6+ Kc5 43.Sxf7 =]
35.Kf3 Ta3
[In Zeitnot übersieht Daniel King den folgenden Trick und läßt unnötiges Gegenspiel zu. Gewonnen hätte sowohl 35...Ta6 36.b5 Ta3 als auch 35...Ta2 36.c3 Sc2 -+]
36.Sd6+ Kd8 37.Sb5 Ta2 38.c3 !?
[Ich war nicht ganz sicher, ob die Stellung nach 38.Sxd4 Sxc2 39.Sxc2 Txc2 40.b5 eine Festung ist. Da ich aber aufgrund des Mannschaftskampfstandes ohnehin gewinnen mußte, war es angezeigt, zu versuchen mit verbundenen Freibauern übrig zu bleiben.]
38...Sxg2 39.Sxd4 Sh4+ 40.Ke4 ?!
[Mit 40.Kg3 Sg6 41.Ld5 kann Weiß in keinem Fall gewinnen.]
40...Sg6
[40...Txh2 !? kam in Betracht, erhöht aber auch das Risiko.]
41.Sf3 f6 42.gxf6 gxf6 43.Kd4 Kc7 44.Le4 Se5
[King wickelt im folgenden zielstrebig zum Remis ab, da dies den Mannschaftssieg sichert.]
45.Sxe5 fxe5+ 46.Kxe5 Txh2 47.c4 h6 48.Kf5 Te2 49.Ld5 Kd6 50.Kg6 Th2 51.b5 Kc5 52.Lf7 h5 53.Kg5 h4 54.Kg4 Tb2 1/2-1/2


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© 1.98 by Gerhard Hund /Update 24.02.2001