Fabiano Caruana gewinnt das Turnier 2018

Tabelle der Grenke Chess Classic 2018 (nach 9 Runden)
Tnr Teilnehmer      Gegner  1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 Punkte
  
 1  Caruana, Fabiano        ●  ½  1  1  ½  ½  1  ½  1  ½   6,5 
 2  Bluebaum, Matthias      ½  ●  ½  ½  1  ½  ½  ½  0  ½   4,5 
 3  Meier, Georg            0  ½  ●  0  ½  ½  ½  ½  0  ½   3,0 
 4  Naiditsch, Arkadij      0  ½  1  ●  ½  ½  ½  0  ½  0   3,5 
 5  Anand, Viswanathan      ½  0  ½  ½  ●  ½  0  ½  ½  ½   3,5 
 6  Hou, Yifan              ½  ½  ½  ½  ½  ●  0  ½  ½  0   3,5 
 7  Vachier-Lagrave, Maxime 0  ½  ½  ½  1  1  ●  ½  ½  ½   5,0 
 8  Aronian, Levon          ½  ½  ½  1  ½  ½  ½  ●  ½  ½   5,0 
 9  Vitiugov, Nikita        0  1  1  ½  ½  ½  ½  ½  ●  ½   5,0 
10  Carlsen, Magnus         ½  ½  ½  1  ½  1  ½  ½  ½  ●   5,5 

Am 21. Februar 2018 sandte Georgios Souleidis die folgende Pressemitteilung an Gerhard Hund (TeleSchach):

GRENKE Chess Classic mit Weltmeister Magnus Carlsen
GRENKE Chess Open peilt neuen Teilnehmerrekord an

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Am 28. März 2018 sandte Georgios Souleidis eine weitere zweite Pressemitteilung

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Toller Start der GRENKE Chess Classic
PM: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic), 1. April 2018

Zum Start der GRENKE Chess Classic platzte das Kongresszentrum Karlsruhe am Ostersamstag aus allen Nähten. Alle wollten den Weltmeister Magnus Carlsen in Aktion sehen, aber auch den Sieger des Kandidatenturniers in Berlin Fabiano Caruana. Und wie die Auslosung es so wollte, trafen die beiden Superstars gleich in der ersten Runde aufeinander. Sie lieferten sich einen packenden Fight genau wie die restlichen acht Spieler zum Auftakt des Turniers. Letztendlich gab es aber nur einen Sieger.

Die ersten drei Runden der GRENKE Chess Classic finden zusammen mit dem GRENKE Chess Open statt. Das sorgt für eine tolle Atmosphäre, die sich auch auf die Großmeister auf der Bühne überträgt, die es nicht unbedingt gewohnt sind vor so vielen Zuschauern zu spielen wie in Karlsruhe. Als der Turnierleiter, Sven Noppes, die Spieler ankündigte, brandete großer Applaus für Magnus Carlsen aber auch für Fabiano Caruana auf. Zudem ließ es sich der Gründer der GRENKE AG, Wolfgang Grenke (Foto), nicht nehmen die Spieler und Zuschauer zu begrüßen.

Die Partie (Foto links), auf die alle warteten, hielt, was sie versprach. Sie dauerte über fünf Stunden und war damit die längste des Tages. Magnus Carlsen besaß gute Gewinnchancen, letztendlich entkam Fabiano Caruana aber ins Remis. Der Sieger des Kandidatenturniers begann mit 1.d4 und der Weltmeister antwortete mit einem königsindischen Aufbau. Die Kontrahenten verließen früh die bekannten Pfade und Caruana hatte etwas Raumvorteil. Diesen glich Carlsen schnell aus und übernahm dank eines schönen Bauernpaares im Zentrum die Initiative. Die starken Bauern konservierte der 27-jährige Norweger bis ins Turmendspiel und sah wie der sichere Sieger aus. Letztendlich verpasste Carlsen aber in sehr komplizierter Stellung den Gewinn und musste sich ins Remis nach 59 Zügen fügen.

Hou Yifan war im Anschluss etwas enttäuscht über das Remis mit Schwarz gegen Viswanathan Anand. Der Ex-Weltmeister aus Indien opferte ausgangs der Eröffnung eine Qualiätt auf a1 für zweifelhafte Kompensation, doch die beste Spielerin der Welt konnte diesen Vorteil in der Folge nicht entscheidend nutzen. Anand postierte einen starken Läufer auf d5 und hätte vielleicht sogar auf Gewinn spielen können. Stattdessen entschied sich Vishy für den Damentausch, wonach bald der Punkt geteilt wurde.

Die Partie zwischen Georg Meier und Levon Aronian war die unspektakulärste der 1. Runde. Der deutsche Nationalspieler wählte gegen die Berliner Verteidigung der Spanischen Partie eine ruhige Variante, eroberte aber das Läuferpaar, das ihm trotz symmetrischer Struktur eine leichte Initiative gab. Der armenische Großmeister schaffte es aber durch gezielte Bauernvorstöße das Gleichgewicht zu halten. Es entstand ein ausgeglichenes Endspiel, das die Spieler nach 42 Zügen remis gaben.

Den Punkt teilten sich auch Arkadij Naiditsch und Maxime Vachier-Lagrave.Der französische Großmeister ging gleich in der Eröffnung hohes Risiko und Naiditsch gewann einen wichtigen zentralen Bauern. MVL schaffte es aber durch ein Qualitätsopfer den weißen König ins Freie zu ziehen und Naiditsch vor praktischen Problemen zu stellen. Diese führten letztendlich dazu, dass sich Schwarz retten konnte.

Der Sieger des Tages und damit der Führende im Turnier nach der ersten Runde lautet Nikita Vitiugov. Der russische Großmeister qualifizierte sich durch den Sieg des GRENKE Chess Open 2017 für die Classic und traf zum Auftakt auf den Sieger des GRENKE Chess Open 2016, Matthias Blübaum. In einer slawischen Partie schob der deutsche Großmeister zu Beginn seine Bauern am Damenflügel vor und vernachlässigte durch einen Damenausflug seine Entwicklung. Das rächte sich schnell, denn Vitiugov übernahm durch ein vorübergehendes Figurenopfer die Initiative im Zentrum. Blübaum ließ zu, dass ein schwarzer Turm auf e2 eindringt und sich auf f2 opfert. Die Kombination sah vielversprechend aus und endete durch einen weiteren schönen Turmzug abrupt, nachdem Blübaum die beste Verteidigung verpasst hatte. Im Anschluss interviewten wir natürlich den Sieger des Tages.

Die zweite Runde der GRENKE Chess Classic findet am Sonntag ab 15 Uhr statt. Alle Paarungen finden sie auf der offiziellen Webseite.

Offizielle Webseite GRENKE Chess Classic
GRENKE Chess YouTube-Kanal mit Stimmen der Spieler, Impressionen und Highlights

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Harter Sonntag für Schwarzspieler bei der GRENKE Chess Classic
Pressemitteilung zur 2. Runde der GRENKE Chess Classic 2018.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Die Nachziehenden erlebten in der 2. Runde der GRENKE Chess Classic ein kleines Waterloo. Gleich vier von ihnen holten sich eine blutige Nase. Nikita Vitiugov schlug Georg Meier und verteidigte die Führung in der Tabelle. Levon Aronian gewann gegen Arkadij Naiditsch. Der volle Punkt war Balsam für seine geschundene Seele nach dem Kandidatenturnier. Maxime Vachier-Lagrave nutzte eine starke Vorbereitung, um Viswanathan Anand zu besiegen. Magnus Carlsen (Bild rechts) führte in der längsten Partie des Tages gegen Hou Yifan ein besseres Endspiel zum Sieg. Einen schönen Erfolg feierte Matthias Blübaum, der als einziger Schwarzspieler die Stellung hielt und Fabiano Caruana einen halben Zähler abknöpfte.

Viele Fans fragten sich im Vorfeld, wie Levon Aronian seine enttäuschende Leistung beim Kandidatenturnier verkraften würde. Die Antwort gab der armenische Großmeister gegen Arkadij Naiditsch am Brett. Gegen die Königsindische Verteidigung wählte er den klassischen Aufbau und das seltene Manöver mit der Entwicklung des Königsspringers über e2 nach g3. Nach bekannten Vorbildern besaß Aronian Raumvorteil. Naiditsch versuchte sich mit Bauernvorstößen im Zentrum aus der Umklammerung zu befreien, doch das führte zu einigen Löchern in seiner Stellung. Aronian stellte seine Figuren auf aktive Felder und nutzte die Felderschwächen im schwarzen Lager zum Sieg nach 35 Zügen aus.

Maxime Vachier-Lagrave gelang ein schöner Sieg gegen Viswanathan Anand. Die Akteure diskutierten eine ganz heiße Variante des Taimanov-Sizilianers mit einem Läuferopfer auf b5, das Schwarz nicht annehmen darf. Nach dem Rückzug des Läufers nach a4 dachte Anand über 30 Minuten nach und fand einen guten Weg, um die Partie im Gleichgewicht zu halten. In der Folge schaffte es der französische Großmeister seine Figuren besser zu zentralisieren und nach dem Damentausch in ein vorteilhaftes Endspiel überzuleiten. Nach und nach drang Vachier-Lagrave in die schwarze Stellung ein und Anand gab auf, bevor er einen wichtigen Bauern verloren hätte.

Fabiano Caruana kam gegen Matthias Blübaum nicht über ein Remis hinaus. Der Herausforderer von Magnus Carlsen bei der nächsten Weltmeisterschaft zeigte in einer Hauptvariante der Französischen Verteidigung eine kleine neue Idee und besaß im Mittelspiel die bessere Kontrolle über das Zentrum. Darauf basierend versuchte Caruana einen Angriff am Königsflügel zu initiieren, doch den brach er selbst abrupt ab durch einen Damentausch. Das führte zu einem ausgeglichenen Endspiel mit Turm und Läufer auf beiden Seiten, das die Kontrahenten durch eine Zugwiederholung remis gaben.

Magnus Carlsen gewann mal wieder eine dieser Partien, von der man nicht so richtig weiß, wie er es gemacht hat. Nach einer harmlosen Eröffnungsvariante der Italienischen Partie stand es sehr lange ausgeglichen. Ein kritischer Moment entstand nach dem weißen Vorstoß f4 im 26. Zug. Die chinesische Großmeisterin forcierte den Damentausch und ließ sich fortan in einem leicht schlechteren Endspiel drangsalieren. Der Weltmeister war in seinem Element und verbesserte durch fiese kleine Züge seine Figurenstellung. Er drang mit seinem Turm auf der d-Linie ein und vergrößerte seinen Vorteil durch die zusätzliche Aktivierung der verbliebenen zwei Leichtfiguren. Nach dem Bauerngewinn im 44. Zug war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Hou Yifan aufgeben würde.

Nikita Vitiugov legte einen perfekten Start ins Turnier hin. Nach dem schönen Sieg gegen Matthias Blübaum zum Auftakt legte der russische Großmeister gegen Georg Meier nach. Im Duell der zwei Französisch-Experten überraschte Vitiugov in der Vorstoß-Variante mit einem seltenen Bauernvorstoß im 8. Zug. Eine weitere wunderschöne Überraschung war die Aktivierung des Königs über e2 im 14. Zug, um den angegriffenen Läufer auf d3 zu decken. Nach dem Damentausch besaß Vitiugov Raumvorteil und die bessere Bauernstruktur. Das Spiel verlief in der Folge trotz des reduzierten Materials taktisch kompliziert. Meier rasierte mit seinem Turm den weißen Königsflügel, doch Vitiugov schnappte sich den schwarzen b-Bauern und ließ seinen "Soldaten" auf dieser Linie von der Leine. Meier versuchte auf der anderen Seite mit seinem h-Freibauern gegenzuhalten, doch der 31-jährige St. Petersburger holte sich zuerst eine neue Dame und gewann.

Die Paarungen der 3. Runde lauten:

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer           Ergebnis
  1    2   Bluebaum, Matthias - 10   Carlsen, Magnus         - 
  2    3   Meier, Georg       -  1   Caruana, Fabiano        - 
  3    4   Naiditsch, Arkadij -  9   Vitiugov, Nikita        - 
  4    5   Anand, Viswanathan -  8   Aronian, Levon          - 
  5    6   Hou, Yifan         -  7   Vachier-Lagrave, Maxime - 
Offizielle Webseite GRENKE Chess Classic

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Fabiano Caruana Sieger des Tages
Pressemitteilung zur 4. Runde der GRENKE Chess Classic.
PM: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Die 4. Runde der GRENKE Chess Classic sah nur einen Sieger. Fabiano Caruana durchbrach die Verteidigung von Arkadij Naiditsch (Foto rechts) und führt das Turnier mit Maxime Vachier-Lagrave und Nikita Vitiugov an. Magnus Carlsen versuchte gegen Vachier-Lagrave sich in einem Endspiel durchzusetzen, doch der französische Großmeister hielt problemlos den halben Punkt fest. Vitiugov ging gegen Viswanathan Anand kein Risiko ein und teilte sich mit dem Ex-Weltmeister den Zähler. Hou Yifan zeigte sich sehr gut vorbereitet gegen Levon Aronian und verdiente sich ihr Schwarzremis. Letzendlich teilten sich Matthias Blübaum und Georg Meier nach ausgeglichenem Verlauf ebenfalls den Punkt.

Nach drei Stunden endete der Spitzenkampf zwischen Magnus Carlsen und Maxime Vachier-Lagrave (Foto links) und damit spielte der Weltmeister ausnahmsweise die schnellste Partie des Tages, nachdem er in den ersten drei Runden immer zusammenn mit seinem Gegner als letzter Großmeister die Bühne verließ. Gegen Vachier-Lagrave basierte Carlsens Vorbereitung auf zwei Blitzpartien, die "MVL" vor einigen Monaten gegen Alexander Grischuk auf einem Schachserver gespielt hatte. Bis zum 11. Zug blitzten beide Spieler eine Variante der Englischen Partie runter, bevor der 27-jährige Norweger zum ersten Mal etwas länger nachdachte. Er tauschte die Damen und schaffte es ein Endspiel zu forcieren, in dem er mit seinem Läuferpaar hoffte Druck aufzubauen. Vachier-Lagrave verstand es aber immer mit seinem Springer und Läufer das Gleichgewicht zu wahren.

Nikita Vitiugov teilte den Punkt mit Viswanathan Anand (Foto rechts). In der Vorstoß-Variante der Caro-Kann Verteidigung hatte Vishy mit Schwarz nie Probleme das Gleichgewicht zu halten. Sein russischer Kontrahent wollte offensichtlich kein Risiko eingehen und forcierte ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, das nach 38 Zügen remis gegeben wurde.

Levon Aronian kam gegen Hou Yifan (Foto Links) mit Weiß nicht über ein Remis hinaus. In einer Katalanischen Partie zeigten sich beide Seiten hervorragend präpariert und folgten ungefähr bis zum 20. Zug ihrer Heimanalyse. Mit einer symmetrischen Bauernstruktur und reduziertem Material war es für Aronian schwer Druck aufzubauen. Nachdem die 24-jährige Chinesin mit ihrem Turm in die weiße Stellung eindrang, sah sich der armenische Großmeister gezwungen die Züge zum Remis zu wiederholen.

Der Sieger des Tages lautet Fabiano Caruana. In einer Spanischen Partie nahm Naiditsch eine Felderschwäche auf f5 in Kauf, kämpfte aber immer aktiv um den Ausgleich. Es kam zum Endspiel Dame und Springer gegen Dame und Springer, in dem Caruana aber die Schwäche auf f5 ausnutzen konnte. Er platzierte dort seinen Springer und schaffte es unparierbare Drohungen gegen den schwarzen König aufzustellen.

Das deutsche Duell zwischen Matthias Blübaum und Georg Meier (Foto rechts) endete remis. Der Kampf war etwas blutleer. Nach dem Tausch zweier Leichtfiguren entstand eine symmetrische Struktur und auf der offenen c-Linie wurden munter die Türme vom Brett genommen. Kurze Zeit später tauschten die Kontrahenten die Läufer, dann die Damen und im Springererndspiel hätte schon einer der beiden einen Blackout haben müssen, damit die Remisbreite verlassen wird - Remis nach 44 Zügen.

Die fünfte Runde der GRENKE Chess Classic findet am Donnerstag ab 15 Uhr statt. Die Paarungen lauten:

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer         Ergebnis
  1    3   Meier, Georg       - 10   Carlsen, Magnus       - 
  2    4   Naiditsch, Arkadij -  2   Bluebaum, Matthias    - 
  3    5   Anand, Viswanathan -  1   Caruana, Fabiano      - 
  4    6   Hou, Yifan         -  9   Vitiugov, Nikita      - 
  5    7   Vachier-Lagrave, Maxime - Aronian, Levon        - 
Offizielle Webseite GRENKE Chess Classic

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Georg Meier verpasst Sieg gegen den Weltmeister
Pressemitteilung zur 5. Runde der GRENKE Chess Classic.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

In der 5. Runde der GRENKE Chess Classic endeten alle Partien trotz großem Kampf Unentschieden, wodurch Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Nikita Vitiugov an der Spitze bleiben. Eine große Siegchance verpasste Georg Meier gegen Magnus Carlsen, der den Bogen überspannte. Arkadij Naiditsch spielte eine schöne Angriffspartie gegen Matthias Blübaum, gab den Gewinn aber aus der Hand. Maxime Vachier-Lagrave und Levon Aronian teilten sich schon nach zwei Stunden den Punkt. Bei Hou Yifan und Nikita Vitiugov wurde das Gleichgewicht nie ernsthaft gestört genau wie bei Viswanathan Anand und Fabiano Caruana.

Die Partie zwischen Levon Aronian und Maxime Vachier-Lagrave endete schon nach zwei Stunden remis. Vachier-Lagrave wählte eine Anti-Marshall-Variante in der Spanischen Partie. Der französische Großmeister kreierte durch den Tausch der weißfeldrigen Läufer einen Doppelbauern auf e6, preschte aber auch mit seinem a-Bauern bis nach a5 vor, was immer zweischneidig ist. Dort kann der Bauer die schwarzen Kreise einengen, langfristig aber auch zur Schwäche neigen.

Eine kritische Stellung entstand nach 18...c5. Vachier-Lagrave opferte vorübergehend eine Figur, bekam sie aber durch einen Doppelangriff auf der e-Linie zurück. Aronian dachte eine halbe Stunde nach und fand mit einem Gegenopfer des Turmes auf f3 die beste Erwiderung. Im Läuferendspiel besaß er sogar die Chance einen auf a5 gestrandeten Bauern zu gewinnen, doch er hätte im Gegenzug den weißen König in seine Stellung eindringen lassen müssen. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen und forcierte stattdessen eine dreimalige Zugwiederholung.

Nach gut drei Stunden endete der Kampf zwischen Hou Yifan und Nikita Vitiugov. Gegen die Saizew-Variante der Spanischen Partie wählte die chinesische Großmeisterin den Vorstoß 12.d5, der Weiß vorübergehend Raumvorteil gibt. Schwarz glich die Stellung durch die Umgruppierung des Springers über b8 nach d7 und dem typischen Vorstoß 12...c6, der das weiße Zentrum auflöst, aus. Hou Yifan versuchte die Felderschwächen d5 und f5 mit ihren Springern auszunutzen, doch Vitiugov kreierte rechtzeitig Gegenspiel am Damenflügel durch den Vorstoß seiner Bauern. Der russiche Großmeister schaffte es sogar durch seine Aktivität einen Bauern zu gewinnen, doch letztendlich besaß Hou Yifan einen guten Springer auf d5 gegen einen schlechten schwarzfeldrigen Läufer, der ihr das Remis sicherte.

Viswanathan Anand ist eine Art Angstgegner für Fabiano Caruana, wie die Kommentatoren Jan Gustafsson und Peter Leko in der Liveübertragunng anmerkten, doch in der 5. Runde erkämpfte sich der 25-jährige Amerikaner einen halben Punkt. In der Vorstoß-Variante der Caro-Kann Verteidigung wählte Caruana eine seltene Idee mit einem frühen Bauernopfer auf c5. Anand gab den Bauern aber schnell zurück, um den starken schwarzen Läufer auf e4 zu tauschen. In einem unübersichtlichen Mittelspiel überraschten beide Spieler immer wieder mit ungeahnten Bauernvorstößen ohne aber das Gleichgewicht entscheidend zu stören. Spätestens nach dem 27. Zug, als der Großteil der Figuren vom Brett verschwunden war, war klar, dass das Endspiel remis enden wird.

Georg Meier verpasste eine große Siegchance gegen Magnus Carlsen. In einer Katalanischen Partie mit einer Bauernstruktur, die an den Stonewall-Aufbau der Holländischen Verteidigung erinnert, hatte Meier von Beginn an dank der besseren Struktur und besseren Leichtfiguren Stellungsvorteile. Im Bestreben auf Gewinn zu spielen, überreizte Carlsen mit einem riskanten Bauernvorstoß am Königsflügel seine Stellung. "Dieser Zug ist eine Art Bluff", gab der Weltmeister im Anschluss zu.

Meier stand kurze Zeit später auf Gewinn, weil seine Schwerfiguren entscheidend gegen den schwarzen König hätten vorgehen können, doch in Zeitnot verpasste er einen taktischen Schlag. "Mit zehn Minuten auf der Uhr hätte ich mich geärgert, aber mit wenig Zeit kann das passieren", meinte der deutsche Großmeister. Stattdessen entstand nach der Zeitkontrolle ein ausgeglichenes Endspiel, das die Kontrahenten sofort remis gaben.

Arkadij Naiditsch wird sich noch mehr ärgern als Georg Meier. Gegen Matthias Blübaum wählte er eine Variante der Retí Eröffnung, in der er mit dem weißen König auf e1 verbleibt und mit dem Vorstoß des g-Bauern einen Angriff am Königsflügel initiiert. Blübaum ließ sich zu einer Schwächung am Königsflügel hinreißen, wonach Naiditsch die Initiative übernahm. Im 20. Zug verübte Blübaum einen taktischen Fehler und die weißen Figuren drangen in seine Stellung ein. Naiditsch war in seinem Element und opferte einen Turm auf g7. Der schwarze König war entblößt, aber erstaunlicherweise machte er den Sack nicht zu. Stattdessen entstand ein Endspiel, in dem Weiß mit Läufer und drei Bauern gegen Turm besser stand, aber die Verwertung des Vorteils Schwierigkeiten bereitete. Blübaum drang mit seinem Turm in die weiße Stellung ein und sicherte sich dadurch das Remis.

Die sechste Runde der GRENKE Chess Classic findet am Freitag ab 15 Uhr statt. Die Paarungen lauten:

Paarungen der 6. Runde (06.04.2018 / 15:00)

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer           Ergebnis
  1   10   Carlsen, Magnus    -  8   Aronian, Levon          - 
  2    9   Vitiugov, Nikita   -  7   Vachier-Lagrave, Maxime - 
  3    1   Caruana, Fabiano   -  6   Hou, Yifan              - 
  4    2   Bluebaum, Matthias -  5   Anand, Viswanathan      - 
  5    3   Meier, Georg       -  4   Naiditsch, Arkadij      - 

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Matthias Blübaum schlägt Ex-Weltmeister bei der GRENKE Chess Classic
Pressemitteilung zur 6. Runde der GRENKE Chess Classic.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein deutscher Großmeister einen Weltmeister schlägt. Dieses Kunststück gelang Matthias Blübaum in der 6. Runde nach einem Blackout von Viswanathan Anand. Einen groben Fehler von Georg Meier nutzte auch Arkadij Naiditsch zum Sieg. Die Duelle an der Spitze endeten remis. Nikita Vitiugov teilte sich den Punkt mit Maxime Vachier-Lagrave genau wie Magnus Carlsen mit Levon Aronian. Hou Yifan stand kurz vor einem Sieg gegen Fabiano Caruana, doch der amerikanische Großmeister rettete sich mit Glück und Geschick.

In der 6. Runde beehrte der Vorstand des Sponsors GRENKE AG das LA8. Die Vorstandsvorsitzende, Antje Leminsky, eröffnete die Runde symbolisch mit dem Zug c2-c4 am Brett von Magnus Carlsen und Levon Aronian (Foto rechts). Das Spitzenduell endete nach fast vier Stunden remis. In einer Variante aus dem Mikenas-System der Englischen Eröffnung blitzten die Großmeister die ersten neun Züge runter, bis Aronian eine neue Fortsetzung wählte. Die Großmeister folgten noch einige Züge ihrer Vorbereitung, bis sie anfingen etwas länger nachzudenken. Nach dem Tausch zahlreicher Figuren entstand eine ausgeglichene Stellung mit beiderseitigen Bauernschwächen. Carlsen forcierte die Ereignisse mit einem Vorstoß seines e-Bauern, der aber bald zur Schwäche neigte. Aronian eroberte diesen "Soldaten", gab aber im Gegenzug seine Bauern am Damenflügel. Im Gefühl der sicheren Punkteteilung ging er sogar in ein Turmendspiel mit einem Minusbauern, das theoretisch aber nicht zu gewinnen war für den Weltmeister.

Mit einem überraschenden Ergebnis endete die Partie zwischen Matthias Blübaum und Viswanathan Anand (Foto links). Der stärkste Gegner, den der junge deutsche Großmeister bisher geschlagen hatte, war Vladimir Fedoseev beim Sparkassen Chess-Meeting 2017. Jetzt toppte er seinen eigenen Rekord mit dem Sieg gegen den Ex-Weltmeister aus Indien und wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. "Ich weiß noch gar nicht, warum ich diese Partie gewonnen habe. Ich hatte den Eindruck, dass ich alles falsch gemacht habe." Seine vollkommen falsche Wahrnehmung beruhte noch auf seiner Partie vom Vortag gegen Naiditsch, die er eigentlich hätte verlieren müssen. In einer modernen Variante des angenommenen Damengambits stand Blübaum von Beginn an angenehmer, bis Anand beginnend mit dem 19. Zug eine falsche Abwicklung wählte. Blübaum gewann eine ganze Figur für nur zwei Bauern. Vishy versuchte mit einem Freibauern auf der b-Linie Probleme zu kreieren, doch Blübaum verwertete seinen Vorteil sehr sicher.

Georg Meier wiederholte in einer Katalanischen Partie die gleiche Variante aus seinem Duell gegen Magnus Carlsen, doch Arkadij Naiditsch zeigte sich sehr gut vorbereitet. Er zentralisierte all seine Figuren und befreite sich endgültig durch den Vorstoß 12...c5. Nach einigen weiteren Zügen übernahm der für Aserbaidschan startende Großmeister die Initiative. Naiditsch startete einen Angriff gegen den weißen König und Meier verteidigte sich. Die entscheidende Stellung entstand nach 32...Sxf3. Meier besaß die Chance seinen Springer über b4 auf d5 zu zentralisieren, schlug aber stattdessen einen vergifteten Bauern auf b6. Naiditsch nutzte die Chance seine Dame auf der Diagonale h1-a8 tödlich aufzustellen und Meier zur sofortigen Aufgabe zu zwingen.

Das Duell an der Spitze zwischen Nikita Vitiugov und Maxime Vachier-Lagrave endete remis (Foto rechts). In einer Fianchetto-Variante der Grünfeld-Indischen Verteidigung opferte "MVL" in der Eröffnung einen Bauern für Entwicklungsvorsprung. Der 31-jährige St. Petersburger gab den Bauern zurück und hatte trotz einer symmetrischen Struktur Vorteil dank seiner aktiveren Figuren. Er gewann sogar einen Bauern, Vachier-Lagrave besaß im Endspiel aber das Läuferpaar. Vitiugov versuchte bis zum 68. Zug die Partie zu gewinnen, doch die starken Läufer sicherten Vachier-Lagrave letztendlich das Remis.

Eine sehr lange Partie spielten Fabiano Caruana und Hou Yifan. Der Sieger des Kandidatenturniers kam mit Weiß gegen die Russische Verteidigung schlecht aus der Eröffnung und musste sieben Stunden um das Remis kämpfen. Hou Yifan besaß in einem Leichtfigurenendspiel den besseren König, einen guten Springer gegen einen Läufer und sogar einen Mehrbauern. Caruana verteidigte sich akkurat, bis er im 64. Zug den Läufer auf ein falsches Feld stellte. Hou Yifan besaß einen Zug lang die Chance durch ein Springeropfer einen entscheidenden Bauerndurchbruch zu forcieren, doch sie übersah den Gewinn und musste sich kurze Zeit später mit Remis begnügen.

An der Tabellenspitze hat sich nichts verändert. Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Nikita Vitiugov führen das Turnier mit 4,0 Punkten an vor Levon Aronian und Magnus Carlsen, die bei 3,5 Punkten liegen.

Die 7. Runde der GRENKE Chess Classic findet am Samstag ab 15 Uhr statt. Die Paarungen lauten:

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer         Ergebnis
  1    4   Naiditsch, Arkadij - 10   Carlsen, Magnus       - 
  2    5   Anand, Viswanathan -  3   Meier, Georg          - 
  3    6   Hou, Yifan         -  2   Bluebaum, Matthias    - 
  4    7   Vachier-Lagrave, Maxime - Caruana, Fabiano      - 
  5    8   Aronian, Levon     -  9   Vitiugov, Nikita      - 


Zu den Live-Partien

Zwischenstand nach 6 Runden

Rang Name                  Punkte Elo

 1  Vachier-Lagrave, Maxime  4/6 2789 
 2  Vitiugov, Nikita         4/6 2735 
 3  Caruana, Fabiano         4/6 2784 
 4  Carlsen, Magnus         3½/6 2843 
 5  Aronian, Levon          3½/6 2794 
 6  Bluebaum, Matthias       3/6 2631 
 7  Naiditsch, Arkadij      2½/6 2701 
 8  Anand, Viswanathan       2/6 2776 
 9  Hou, Yifan               2/6 2654 
10  Meier, Georg            1½/6 2648 

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Fabiano Caruana übernimmt Führung bei der GRENKE Chess Classic
Pressemitteilung zur 7. Runde der GRENKE Chess Classic.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Die 7. Runde der GRENKE Chess Classic stand ganz im Zeichen der Schwarzspieler. Fabiano Caruana (Foto rechts) siegte als Nachziehender im Spitzenduell gegen Maxime Vachier-Lagrave und übernahm die Führung in der Tabelle. Magnus Carlsen gelang ebenfalls ein Schwarzsieg gegen Arkadij Naiditsch und liegt nur einen halben Punkt hinter Caruana genau wie Nikita Vitiugov, der gegen Levon Aronia remisierte. Georg Meier übte mit Schwarz enormen Druck gegen Viswanathan Anand aus, doch der Ex-Weltmeister rettete einen halben Punkt. Friedlich endete auch die Partie zwischen Hou Yifan und Matthias Blübaum.

Fabiano Caruana hat seine starke Form vom Kandidatenturnier konserviert und steht nach dem Sieg gegen Maxime Vachier-Lagrave kurz vor seinem zweiten großen Erfolg hintereinander. In einer Modevariante der Englischen Eröffnung zeigte er sich mit Schwarz besser präpariert. Vachier-Lagrave besaß ausgangs der Eröffnung das Läuferpaar, doch Caruana hatte eine bessere Struktur und die viel aktiveren Figuren. Caruana vergrößerte seinen Vorteil mit dem Bauernvorstoß 20...g5, wodurch er die weißen Läufer zähmte und kurze Zeit später sogar einen Bauern gewann. Vachier-Lagrave kämpft fortan für eine verlorene Sache. Caruana vergrößerte seinen Vorteil in einem Schwerfigurenendspiel und zwang "MVL" nach 36 Zügen zur Aufgabe.

Nikita Vitiugov spielt ein sehr starkes Turnier. Nach seinen zwei Siegen zum Auftakt gegen Blübaum und Meier hatte er kaum Probleme in jeder darauffolgenden Partie das Remis zu sichern. Das Duell gegen Levon Aronian in der 7. Runde bildete keine Ausnahme. In einem ruhigen Retí-Aufbau testete der armenische Großmeister mit dem Tausch der schwarzfeldrigen Läufer eine neue Idee und besaß sogar einen minimalen Vorteil. Nachdem Aronian dem Damentausch aus dem Wege ging, kreierte Vitiugov Gegenspiel am Damenflügel und tauschte einige Bauern. Nach dem 32. Zug entstand ein völlig ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel mit symmetrischer Bauernstruktur, das die Spieler einige Züge pflichtbewusst weiterspielten, bevor sie durch Zugwiederholung die Partie beendeten.

Ungefähr zeitgleich endete die Partie zwischen Hou Yifan und Matthias Blübaum ebenfalls unentschieden (Foto links). Auch hier diskutierten die Kombattanten einen Retí-Aufbau. Blübaum tauschte viele Figuren und nahm einen isolierten d-Bauern freiwillig in Kauf. Hou Yifan verpasste aber trotz eines starken Läufers auf d4 den Druck zu erhöhen. Sie tauschte die Damen und ließ einen schwarzen Turm auf c2 eindringen. Blübaum hatte jetzt genug Gegenspiel und keine Probleme das Remis im Endspiel zu sichern.

Viswanathan Anand hatte mit Weiß gegen Georg Meier einige Probleme, um das Remis zu sichern. In seiner geliebten Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung kam der deutsche Nationalspieler gut aus der Eröffnung, obwohl Anand schnell von der Theorie abwich. Zuerst schien es so, als ob Vishy Druck am Damenflügel aufbauen könnte, doch nach dem Damentausch verblieb er mit der etwas schlechteren Leichtfigur.Anand drohte zwar mit seinen Türmen auf der 7. Reihe einzudringen, doch Meier war mit seinem Gegenspiel am Damenflügel etwas schneller. Anand opferte eine Qualität und schickte seinen König ins gegnerische Gefilde. Prinzipiell stand Meier besser, doch Anand aktivierte seine Figuren im Endspiel derart, dass der 30-jährige Trierer keinen Weg fand, um seinen Vorteil zu verwerten.

Magnus Carlsen (Foto rechts) verbleibt nach seinem zweiten Sieg im Rennen um den Turniersieg. Der Weltmeister zeigte gegen Arkadij Naiditsch mit der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung von Beginn an, dass er gewillt ist auf Sieg zu spielen - so wie es sich für einen Weltmeister gehört. Gegen den ruhigen weißen Aufbau hatte Carlsen immer angenehmes Spiel trotz einer typischen Felderschwäche auf d5.Die entscheidende Stellung entstand nach dem 23. Zug von Schwarz. Naiditsch wählte für seinen Springer das falsche Feld und Carlsen nutzte die Gelegenheit, um mit seiner Dame am Damenflügel einzudringen. Er eroberte einen wichtigen Bauern und stand sehr aktiv. Naiditsch baute am Königsflügel eine Gegendrohung auf, doch der 27-jährige Norweger war auf der Hut und gewann sicher.

Paarungen der 8. Runde (08.04.2018 / 15:00)

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer           Ergebnis
  1   10   Carlsen, Magnus    -  9   Vitiugov, Nikita        - 
  2    1   Caruana, Fabiano   -  8   Aronian, Levon          - 
  3    2   Bluebaum, Matthias -  7   Vachier-Lagrave, Maxime -
  4    3   Meier, Georg       -  6   Hou, Yifan              - 
  5    4   Naiditsch, Arkadij -  5   Anand, Viswanathan      - 

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Ruhe vor dem Sturm
Pressemitteilung zur 8. Runde der GRENKE Chess Classic.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Nach etwas mehr als drei Stunden waren schon vier Partien der 8. Runde der GRENKE Chess Classic 2018 beendet. Fabiano Caruana ließ es gegen Levon Aronian ruhig angehen und verteidigte seine Tabellenführung. Das interessante Theorieduell zwischen Arkadij Naiditsch und Viswanathan Anand endete ungefähr zeitgleich unentschieden. Es folgte das Remis im Kellerduell zwischen Georg Meier und Hou Yifan, bevor Matthias Blübaum und Maxime Vachier-Lagrave . Magnus Carlsen kämpfte gegen Nikita Vitiugov fünf Stunden und 40 Minunten um den Sieg, doch der russische Großmeister erkämpfte sich einen halben Zähler.

Beim Kandidatenturnier in Berlin gewann Fabiano Caruana beide Partien gegen Levon Aronian, doch in der 8. Runde der GRENKE Chess Classic gönnte er sich gegen den selben Gegner ein schnelles Remis und sparte damit Kraft vor der finalen Runde am Montag. Gegen die Berliner Verteidigung der Spanischen Partie wählte er eine als remisträchtig verschriene Variante. In einer symmetrischen Bauernstruktur tauschte er früh die Damen, versuchte aber durch ein einengendes Bauernopfer etwas Würze ins Spiel zu bringen. Aronian gab den Bauern zurück und aktivierte seine Figuren. Die Kontrahenten tauschten weitere Figuren und Bauern, wonach ein ausgeglichenes Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern entstand. Nach gut zwei Stunden wiederholten die Spieler die Züge und einigten sich auf Remis.

Ungefähr zeitgleich endete die Partie zwischen Arkadij Naiditsch und Viswanathan Anand (Foto rechts). Naiditsch begann in einer Variante der Italienischen Partie wie die Feuerwehr und spulte seine Vorbereitung inklusive Bauernopfer bis zum 19. Zug runter. Vishy forcierte den Damentausch und gab bald den Bauern zurück. Kurze Zeit später war die Stellung derart blockiert, dass beide Parteien keine Fortschritte erzielen konnten.

Das Kellerduell zwischen Georg Meier und Hou Yifan endete unentschieden (Foto links). Wie im Vorjahr, als die chinesische Großmeisterin taktisch glanzvoll gewann, stand eine Variante der Katalanischen Partie auf dem Brett. Dieses Mal kam es früh zum Damentausch und anschließend schnell zu einem Endspiel mit jeweils drei Leichtfiguren, dass absolut ausgeglichen war. Nach 33 Zügen beschloss eine Zugwiederholung den Kampf.

Matthias Blübaum hatte in der Vergangenheit mit einem Remis bei drei Partien kaum eine Chance, wenn er mit Schwarz gegen Maxime Vachier-Lagrave antrat. In der 8. Runde der GRENKE Chess Classic durfte er zum ersten Mal mit Weiß gegen den französischen Großmeister spielen (Foto rechts). In einer Variante der Englischen Eröffnung stand schnell eine untheoretische Stellung auf dem Brett. Blübaum forcierte den Damentausch und mit Fortschreiten der Partie eine verrammelte Stellung, in der beide Seiten kein Weiterkommen erzielen konnten. Blübaum leistete sich am Ende sogar ein Qualitätsopfer, das "MVL" gar nicht annahm. So oder so war die Stellung komplett blockiert und das Remis nach etwas mehr als drei Stunden nicht zu vermeiden.

Magnus Carlsen spielte ein Mal mehr die längste Partie des Tages. Nachdem Nikita Vitiugov in einer ruhigen Variante der Spanischen Partie keine Probleme hatte ein ausgeglichenes Mittelspiel zu erreichen, versuchte der Weltmeister aus Norwegen auf seine typische Art und Weise im Endspiel zu gewinnen. Carlsen besaß einen aktiveren Turm als der Gegner, doch Vitiugov verteidigte alle seine Bauern so gut, dass für Carlsen keine Fortschritte möglich waren. Er reizte die Stellung bis zum Läuferendspiel aus, doch nach 65 Zügen musste er ins Remis einwilligen.

Vor der letzten Runde führt weiterhin Fabiano Caruana mit einem halben Punkt Vorsprung auf Magnus Carlsen und Nikita Vitiugov. Einer dieser drei Spieler wird das Turnier gewinnen, denn Vitiugov und Caruana treffen in der letzten Runde aufeinander. Der russische Großmeister führt dabei die weißen Steine. Magnus Carlsen spielt dagegen mit Schwarz gegen Viswanathan Anand und muss auf Sieg spielen, um das Turnier für sich zu entscheiden. Falls Carlsen gewinnt und die Partie zwischen Vitiugov und Caruana remis endet, wird ein Tiebreak um den Turniersieg gespielt zwischen dem Weltmeister und dem Sieger des Kandidatenturniers.

Die 9. und letzte Runde beginnt am Montag um 15 Uhr.

Paarungen der 9. Runde (09.04.2018 / 15:00)

Tisch TNr  Teilnehmer         - TNr  Teilnehmer         Ergebnis
  1    5   Anand, Viswanathan - 10   Carlsen, Magnus       - 
  2    6   Hou, Yifan         -  4   Naiditsch, Arkadij    - 
  3    7   Vachier-Lagrave, Maxime - Meier, Georg          - 
  4    8   Aronian, Levon     -  2   Bluebaum, Matthias    - 
  5    9   Vitiugov, Nikita   -  1   Caruana, Fabiano      - 

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Fabiano Caruana gewinnt GRENKE Chess Classic 2018
Pressemitteilung zur 9. Runde der GRENKE Chess Classic.
Text und Fotos: Georgios Souleidis (Pressechef GRENKE Chess Open/Classic)

Fabiano Caruana gewinnt die GRENKE Chess Classic 2018 in großem Stil. Der 25-jährige Italo-Amerikaner siegte im Spitzenduell der letzten Runde gegen Nikita Vitiugov und beendete das Turnier mit einem ganzen Punkt Vorsprung auf Magnus Carlsen, der gegen Viswanathan Anand remisierte. Auch die restlichen Partien endeten Unentschieden. Levon Aronian und Matthias Blübaum teilten sich nach einer eröffnungstheoretischen Diskussion den Punkt. Zum Abschluss erkämpfte sich Georg Meier einen halben Zähler gegen Maxime Vachier-Lagrave. Hou Yifan stand vor ihrem ersten Sieg, musste sich aber gegen Arkadij Naiditsch mit einem Remis begnügen.

Levon Aronian und Matthias Blübaum (Bild links) beendeten als erste Spieler die GRENKE Chess Classic 2018. In der scharfen Wiener Variante des Damengambits blitzte Aronian bis ins Mittelspiel hinein seine Züge runter. Blübaum war ab dem 15. Zug auf sich allein gestellt, doch er sicherte sich nur mehrmals ab, um zum Abschluss des Turniers bloß keinen Fehler zu begehen. "Im Prinzip ist das forciert remis, wenn man keinen Fehler macht", meinte Blübaum nach der Partie.Nach 20 Zügen standen nur noch Schwerfiguren und einige Bauern auf dem Brett. Aronian versuchte den geschwächten schwarzen König anzugreifen, doch Blübaum verteidigte sich umsichtig und forcierte ein ausgeglichenes Turmendspiel, das die Spieler durch Zugwiederholung remis gaben.

Magnus Carlsen versuchte in der letzten Runde alles, um mit Schwarz gegen Viswanathan Anand zu gewinnen und sich eine Chance auf den Turniersieg zu erhalten. Er wählte einen klassischen Sizilianer, doch Anand kennt sich in den Strukturen dieses Eröffnungssystems einfach zu gut aus, um auf den falschen Fuß erwischt zu werden. Der Weltmeister wich früh von der Theorie ab, ließ aber eine typische Schwächung der Bauernstruktur auf der f-Linie zu. Weiß hatte in der Folge mit dem sicherer postierten König und der besseren Struktur leichten Vorteil und dementsprechend wies Carlsen im Anschluss darauf hin, dass seine Stellung trotz des Läuferpaars nicht viel Potential besaß. Am Ende waren beide Spieler mit dem unausweichlichen Remis in einem ausgeglichenen Endspiel zufrieden.

"Das Turnier lief schrecklich", sagte Anand im Anschluss und fügte hinzu, dass die heutige Partie aber ein guter Abschluß sei. Magnus Carlsen war trotz des am Ende zweiten Platzes bei der GRENKE Chess Classic 2018 nicht zufrieden: "Ich bin nicht glücklich mit der Qualität meiner Partien und es ist im Vergleich zu den letzten Turnieren ein kleiner Rückschritt."

Fabiano Caruana setzte sich nach vier Stunden Spielzeit gegen Nikita Vitiugov durch. Wie gegen Alexander Grischuk in der letzten Runde des Kandidatenturniers wählte er die Russische Verteidigung und genau wie sein Landsmann wählte Vitiugov eine riskante Variante. Caruana präsentierte im 5. Zug eine ungewöhnliche Fortsetzung mit der Dame. Vitiugov reagierte nicht ideal und ließ zu, dass Caruana ein sehr starkes Bauernzentrum aufbaut. Nach dem Vorstoß 16...d4 übernahm Caruana endgültig die Initiative und kontrollierte fortan das Tempo der Partie. Vitiugov verbrauchte viel Zeit und landete in einer gedrückten Stellung. Caruana besaß eine schöne Bauernmehrheit am Damenflügel und drang zusätzlich mit einem Turm auf der d-Linie ein. Nach dem Damentausch war die Partie gelaufen und als Caruana Material gewann, gab Vitiugov auf.

Caruana befindet sich momentan auf einer Welle des Erfolges. Nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier zeigte er kaum Ermüdungserscheinungen und gewann auch die GRENKE Chess Classic. Durch seine Erfolge verbesserte er sich in der Live-Ratingliste auf Platz zwei hinter Magnus Carlsen und liegt mit einer Elo-Zahl von 2818 nur noch 21 Punkte hinter dem Weltmeister. Zu seinem Erfolg in Baden-Baden meinte er gegenüber Jan Gustafsson und Peter Leko, dass sich die Arbeit in den letzten Monaten für das Kandidatenturnier auch für die GRENKE Chess Classic ausgezahlt habe und fügte auf die Frage nach seiner fast pausenlosen Spielerei hinzu, dass er jetzt immerhin eine Woche frei habe, bevor es in gut einer Woche bei der US-Meisterschaft in St. Louis weitergehe.

Maxime Vachier-Lagrave und Georg Meier beschlossen das Turnier mit einem Remis. In einem Retí-Aufbau verließen die Kontrahenten früh die theoretischen Pfade. Der deutsche Großmeister eroberte mit Schwarz das Läuferpaar und konnte mit dem Eröffnungsverlauf zufrieden sein. "MVL" spielte wie üblich sehr schnell und opferte im Mittelspiel einen Bauern, um mit einem Turm auf der c-Linie einzudringen. Die Kompensation war zweifelhaft und nach dem Tausch der Türme hatte Meier Vorteil. Vachier-Lagrave verteidigte sich aber umsichtig und fand einen Weg, um mit einem Dauerschach den halben Punkt zu sichern.

Hou Yifan verpasste gegen Arkadij Naiditsch das Turnier mit einem Sieg abzuschließen. In einer seltenen Variante der Italienischen Partie eroberte sie im Mittelspiel einen Bauern und kämpfte um den vollen Punkt. Nach dem Tausch der Türme blieb Naiditsch in einem Springerendspiel dank eines starken Freibauern im Spiel. Letztendlich entstand eine pittoreske Stellung. Hou Yifan hatte verbundene Freibauern am Königsflügel, während Naiditsch einen Freibauern bis nach b2 vorschob. Die chinesische Großmeisterin konnte ihren König nicht aktivieren und musste letztendlich das Remis nach 64 Zügen akzeptieren.

Bei der Siegerehrung wies der Turnierleiter, Sven Noppes (Bild rechts), auf den Erfolg der Veranstaltung in Karlsruhe und Baden-Baden hin. Sowohl das GRENKE Chess Open mit dem Sieg von Vincent Keymer als auch die GRENKE Chess Classic mit dem Sieg von Fabiano Caruana erfüllten bezüglich des sportlichen Verlaufs und der Zuschauerresonanz alle Erwartungen. Der Gründer der GRENKE AG, Wolfgang Grenke (Bild oben rechts), lies es sich zum Abschluss nicht nehmen dem Sieger persönlich zu gratulieren.

Offizielle Webseite
GRENKE Chess YouTube-Kanal

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Bilder zum Grenke Chess Classic 2018 auf Wikipedia

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