vom 04. bis 10. April 2004 in Saulgrub (Oberbayern)
Anton Lindenmair schreibt am 12. April:
Hallo Schachfreunde,
über den Endstand an der Spitze bei der 10. Internationalen Offenen Deutschen Blindenschachmeisterschaft in Saulgrub hat Euch Herbert Lang bereits informiert. Eigentlich gibt es nicht viel mehr zu berichten und ich werde mich im Wesentlichen auf die komplette Schlusstabelle beschränken, die Ihr unten finden werdet.
Am Ende dieser Mail findet Ihr dann noch ein wenig Lesestoff.
Ein paar Anmerkungen zum Turnier seien mir aber dennoch gestattet. Wie bereits von Herbert erwähnt, war die Remisquote diesmal sehr gering. Am Ende endeten von den 77 Partien gerade mal 14 mit einem Unentschieden, das ist eine Remisquote von etwa 18 Prozent. Außergewöhnlich ist sicher auch, dass mehr Partien mit den schwarzen Steinen gewonnen wurden. 29 Weißsiegen standen 34 Siege mit Schwarz gegenüber. Es blieb übrigens keiner der Teilnehmer ungeschlagen.
Leider fand das Turnier diesmal völlig ohne internationale Beteiligung statt. Das ist gerade für ein Jubiläumsturnier schade. Für die Tatsache, dass es im Nachwuchsbereich des Blindenschach massive Probleme gibt liefert der Umstand, dass der Sieger des ersten Turniers 1986 in Augsburg nach 18 Jahren auch das 10. Turnier gewinnen konnte einen weiteren Beweis.
Das Aura-Hotel in Saulgrub bot allen Teilnehmern gute Bedingungen und so verlief das Turnier auch recht harmonisch. Die Harmonie wurde nur einmal gestört, als sich ein Spieler, dessen Handy während der Partie klingelte, mit dem Verlust der Partie abfinden musste. Das ist wohl ein Thema, das uns noch geraume Zeit beschäftigen dürfte.
Ich wünsche Euch noch allen einen schönen Ostermontag und einen guten Start in die neue Woche
Offene Internationale Deutsche Meisterschaft im Blindenschach vom 04.04.2004 - 10.04.2004 in Saulgrub (Oberbayern) ENDERGEBNIS nach 7 Runden Punkte Buchholz 1. Lindenmair Anton Augsburg 5.5 30.0 2. Kehl Reinhard Halle (Saale) 5.0 28.5 3. Drasch Robert München 5.0 27.5 4. Joas Josef Würzburg 5.0 27.0 5. Stahl Alfred Gersthofen 4.5 30.0 6. Steinhart Matthias Freiberg 4.5 26.5 7. Fries Elisabeth Gelsenkirchen 4.5 24.5 8. Rother Wolfgang Leipzig 4.0 32.0 9. Kuhlmann Hans-Peter München 4.0 30.5 10. Kranz Werner Hamburg 4.0 25.5 11. Pelz Erwin Augsburg 4.0 20.0 12. Fries Werner Gelsenkirchen 3.5 27.0 13. Ohms René Hamburg 3.5 24.0 14. Kübel Hannelore Köln 3.5 23.5 15. Holousch Maria München 3.0 21.5 16. Hahnewald Uwe Freiburg 3.0 18.5 17. Holousch Erwin München 2.5 23.5 18. Müller Uwe Weil am Rhein 2.5 23.0 19. Pollinger Johann München 2.5 21.5 20. Nadj Georg Waiblingen 2.5 21.0 21. Dietsche Birgit Böblingen 2.5 20.0 22. Pelz Brigitte Augsburg 2.5 17.5 23. Lindenmair Marianne Augsburg 1.5 19.0
Erster "Schachcomputer" von 1769 wieder daPaderborn (dpa) - So gruselig kann Technik sein. Der Mann mit dem Schnauzbart starrt ins Leere, während sich sein linker Arm zu den Geräuschen eines schnarrenden Uhrwerks ungelenk über das Schachbrett bewegt.
Die Hand im weißen Handschuh packt zu: Sie setzt den weißen Bauern auf e4. Der Feldherr Napoleon, der Preußenkönig Friedrich II. und der Schriftsteller Edgar Allan Poe waren alle verblüfft über das technische Meisterwerk, das in Paderborn erstmals seit 150 Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist: der "Schachtürke" des Erfinders Wolfgang von Kempelen (1734-1804).
Das Heinz Nixdorf MuseumsForum - das größte Computermuseum der Welt - ließ den 1854 verbrannten Automaten wieder neu bauen. Rund 70 Jahre rätselte die feine Gesellschaft Europas über das Geheimnis des damals berühmtesten Automaten der Welt. Der grimmig blickende Schachtürke mit Fes-Hut und orientalischer Kleidung schlug fast jeden Gegner. "Napoleon wollte ihn provozieren und machte blödsinnige Züge", erläutert Museumssprecher Andreas Stolte. "Da stellte der Automat die Figuren zunächst wieder richtig hin. Als Napoleon wieder Täuschungsmanöver machte, fegte der Schachtürke die Figuren vom Tisch." Dem großen Feldherrn habe das imponiert.
Früh kamen Gerüchte auf, ein Zwerg sitze im Inneren. Doch von Kempelen konnte Zweifler schnell ruhig stellen. Sein Diener zeigte stolz die leeren Hohlräume unter dem Spielbrett. Nur ein Gewirr von Zahnrädern und technischen Instrumenten war sichtbar. Vorne und hinten, rechts und links wurden die Türen geöffnet. Also auch keine Spiegeltricks. Die Wahrheit ist deutlich komplizierter, erzählt Bernhard Fromme. Er muss es wissen, denn er hat den wunderlichen Apparat anhand weniger Stiche und zeitgenössischer Beschreibungen mühsam neu erbaut.
Tatsächlich steckte in dem 1,50 Meter breiten, 95 Zentimeter hohen und 90 Zentimeter tiefen Nussbaumholzkasten ein Mensch. "Von Kempelen engagierte ausgezeichnete Schachspieler, die fast alle das Geheimnis wahrten", sagt Stolte. Dank einer beweglichen Trennwand rutschte der Steuermann der Maschine zwischen linker und rechter Kammer des Unterbaus hin und her und verbarg sich beim Öffnen vor den Blicken der Zuschauer. Das wäre nicht weiter spektakulär: "Darüber hinaus hat von Kempelen ein technisches Meisterwerk entworfen", sagt Fromme.
"Im Inneren gibt es ein ausklappbares zweites Schachbrett", erläutert er. Mit Hilfe ausgeklügelter Mechanik übertragt ein so genannter Pantograph per Hebelmechanik jeden Zug, den der Bediener der Maschine auf dem kleinen versteckten Brett macht, nach oben. Was sich über seinem Kopf tut, sieht er dank magnetischer Stifte unter dem offiziellen Spielfeld. Die Figuren sind mit Magneten versehen. Wie eine Marionette folgt die exotische Puppe jeder Bewegung.
Auch die rechte Inszenierung gehörte zum Erfolgsrezept des Apparats, sagt Stolte. Mit Finten und Täuschungsmanövern sei das Publikum von Schwächen der Illusion abgelenkt wurden. Links und rechts wurden Kandelaber aufgestellt. In dem schummrigen Licht der damaligen Zeit fiel beim Spektakel auch nicht auf, dass im Kopf der Puppe ein Kamin war, der den Rauch der Öllampe des versteckten Spielers im Inneren ableitete.
Bis zum Tod des Wolfgang von Kempelen wurde das Geheimnis des "Schachtürken" nie gelüftet - und darübber hinaus erlebte der Apparat noch eine zweite Blüte unter anderem am New Yorker Broadway. Doch um 1840 war die Zeit des Automaten vorbei. "Es war das Industriezeitalter mit Dampfloks und moderner Technik angebrochen", sagt Stolte. Schließlich wurde der Automat eine Jahrmarktattraktion, deren Geheimnis für einen lumpigen Dollar gelüftet wurde. 1854 fiel er einem Museumsbrand zum Opfer.
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