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12. Internationale Offene Deutsche Meisterschaft im Blindenschach

vom 11. bis 17. Mai 2008 in Knüllwald

Endstand mit Bericht von Anton Lindenmair,
sowie ein Erlebnisbericht des Teilnehmers Detlef Kaiser


Andreas Ilic gewinnt Internationale Deutsche Blindenmeisterschaft

Anton Lindenmair schreibt am 17. Mai 2008 an TeleSchach:

Spannend bis zur letzten Minute war die IODM im Blindenschach in Knüllwald. Am Ende hat es - wie bereits eine Runde zuvor - den Tabellenführer erwischt. Und wieder war Ilic der "Königsmörder". Der Lohn für ihn war der alleinige Turniersieg - herzlichen Glückwunsch!

Auf den Plätzen 2 - 4 folgten Bischoff, Schellmann und FM Müller mit einem halben Punkt Rückstand auf den Sieger. Erwähnenswert ist hier die sagenhafte Buchholzwertung von Bischoff mit 32,5.

Die beiden zu vergebenden Startplätze für die nächste Deutsche im kommenden Jahr sicherten sich Oliver Müller und Gert Schulz.

Den Titel der deutschen Damenmeisterin im Blindenschach holte sich souverän Elisabeth Fries aus Gelsenkirchen, auch an Elisabeth einen herzlichen Glückwunsch!

Ergebnisse der Runde  7

  1    9 Ilic Andreas          1-0      3 Schellmann Frank
  2    2 Bischoff Dieter       1/2      1 Müller Oliver
  3    6 Pohlers Jürgen        1/2      7 Müller Manfred
  4    8 Schulz Gert           1-0     18 Fries Werner
  5   13 Steinhart Matthias    0-1      5 Kröger Eckhard
  6    4 Dobierzin Olaf        1-0     11 Lücke Volkmar
  7   10 Pinnow Manfred        0-1     12 Kehl Reinhard
  8   17 Thieme Günter         1/2     19 Fries Elisabeth
  9   14 Kaiser Detlef         1-0     22 Dietsche Birgit
 10   16 Kranz Werner          1-0     15 Selig Wolfgang
 11   21 Müller Uwe            1-0     25 Eiffert Daniel
 12   23 Selig Ursula          0-1     20 Nadj Georg

Anton Lindenmair

Endstand nach sieben Runden Schweizer System
Rang Teilnehmer               Stadt / Ort           Punkte  Buchholz

  1. Ilic Andreas             München                 5.5     27.50
  2. Bischoff Dieter          Heidelberg              5.0     32.50
  3. Schellmann Frank         Halle                   5.0     28.50
  4. Müller Oliver            Bremen                  5.0     27.50
  5. Pohlers Jürgen           Leipzig                 4.5     29.50
  6. Schulz Gert              Bad Vilbel              4.5     29.00
  7. Müller Manfred           Senftenberg             4.5     25.50
  8. Kröger Eckhard           Hannover                4.5     25.50
  9. Dobierzin Olaf           Leipzig                 4.0     29.50
 10. Kehl Reinhard            Halle                   4.0     23.50
 11. Kranz Werner             Hamburg                 3.5     25.00
 12. Fries Werner             Gelsenkirchen           3.5     23.00
 13. Fries Elisabeth          Gelsenkirchen           3.5     23.00
 14. Kaiser Detlef            Euskirchen              3.5     19.00
 15. Pinnow Manfred           Kassel                  3.0     28.50
 16. Thieme Günter            Essen                   3.0     26.00
 17. Steinhart Matthias       Freiberg                3.0     25.50
 18. Lücke Volkmar            Norderstedt             3.0     22.00
 19. Nadj Georg               Waiblingen              3.0     19.50
 20. Selig Wolfgang           Essen                   2.5     25.00
 21. Müller Uwe               Weil am Rhein           2.5     20.00
 22. Dietsche Birgit          Böblingen               2.5     18.00
 23. Eiffert Daniel           Edertal                 2.0     17.00
 24. Vollbrecht Angela        Sondershausen      R    1.0      4.00
 25. Selig Ursula             Essen                   0.0     20.00

12. Internationale offene deutsche Meisterschaft im Blindenschach
(Ein persönlicher Erlebnisbericht von Detlef Kaiser, Euskirchen)

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen und die internationale offene deutsche Meisterschaft im Blindenschach auch. So reisten wir, meine Frau, mein Führhund und ich, bei strahlendem Sonnenschein am Pfingstsamstag den 10. Mai in Rengshausen an. Ich war schon sehr gespannt auf das, was mich dort erwarten würde.

Im vollbesetzten 3 Sterne Hotel Haus Sonneneck bezogen wir unsere Zimmer und richteten uns für die kommenden Tage ein.

Das Hotel liegt zirka 35 km südlich von Kassel im Knüllwald. Es verfügt über 80 Betten, Restaurant, Kaffeeterrasse, Sonnenterrasse, Hallenbad, Sauna, Fitnessraum (alles kostenlos). Im Hotel war Halbpension gebucht, reichhaltiges Frühstücksbuffet von 7 bis 9.30 Uhr, Abendessen mit Salatbuffet und 2 Menüs zur Wahl um 19 Uhr. Die sehbehinderten Schachspielerinnen und Schachspieler und die sehenden Begleitpersonen bedienten die blinden Teilnehmer.

Das Hotel liegt direkt am Wald oberhalb des Ortes Rengshausen. Es gibt viele Wege, die für Rollstuhlfahrer, Blinde, Hundebesitzer und Wanderer gut geeignet sind.

Beim Abendessen begrüßte Manfred Müller die Gäste und bat sie, nach dem Essen in den Konferenzsaal im Untergeschoss zu kommen und die Schachuhren mitzubringen. Er war der Organisator und Gesamtleiter dieses Turniers. Ludwig Beutelhoff, der DBSB-Vorsitzende, sprach ebenfalls einige Worte zur Begrüßung an die versammelte Schachgemeinde. Um viertel vor 9 trafen sich alle 26 Spieler im Raum Kirschbaum, um den offiziellen Teil zu beginnen. Hier wurden zuerst die Formalitäten, Finanzen und Fragen geklärt, bevor man zur Aufstellung der ersten Paarungsrunde kam. Es wurden 3 Spieler vorgeschlagen und gewählt, die dem Schiedsrichter in Schiedsfällen zur Seite stehen sollten. Es waren Oliver Müller, Eckhard Kröger und Gert Schulz. Günter Thieme und Reinhard Kehl waren die Ersatzleute. Leider musste unser Schachfreund Peter Staubach kurzfristig absagen, so dass nur noch 25 Spieler an diesem Turnier teilnahmen. Die Spieler wurden nach ihrer Spielstärke gesetzt und es wurde in 7 Runden Schweizer System gespielt. Der stärkste Spieler hatte eine DWZ von 2231 und der Schwächste von 919. So kam es, dass ich in meiner ersten Runde direkt einen sehr schweren Gegner, Dieter Bischoff, hatte. Der gesamte DBSB-Vorstand war ebenfalls angereist und hielt, nachdem die Spieler den Konferenzraum verlassen hatten, eine lange Vorstandssitzung ab.

Am Pfingstsonntagmorgen haben wir schon um halb 8 Uhr genüsslich und ausführlich gefrühstückt. Danach machten wir mi dem Hund unter einem strahlend blauem Himmel einen ausgedehnten Spaziergang, um die nähere Umgebung kennenzulernen. Unweit des Hotels war eine schöne alte Wassermühle, die heute zur Stromerzeugung genutzt wird und bewohnt ist. Etwas weiter entfernt fanden wir einen Rastplatz mit einer Wassertretstelle. Um 13.30 Uhr begann die erste Runde. Wie erwartet, verlor ich dieses Spiel nach knapp 4 1/2 Stunden, indem ich aufgab. Alle Topspieler hatten ihre Spiele gewonnen, was auch so zu erwarten gewesen war. Nach dem Abendessen gab Rolf Thurm, der Turnierschiedsrichter, die Paarungen für den nächsten Tag bekannt. Als ich erfuhr, dass ich in der zweiten Runde mit weiß gegen Elisabeth Fries spielen sollte, dachte ich sofort an unseren Kampf in Altenburg 2007. Damals im Mannschaftskampf haben wir knappe 6 Stunden gespielt, und es kam doch nur ein Remis heraus.

Auch am Pfingstmontag waren wir schon früh im Speisesaal. Von hier aus hatte man einen wunderschönen Blick auf die blühenden Rapsfelder, grünen Wiesen, Hecken, Wälder und Berge ringsumher. So sahen wir auch, wie Günter Thieme mit seinem Freund Andreas Ilic vom Frühsport zurück kam. Nach dem Frühstück gingen wir mit meinem Führhund Charly spazieren, brauchte er doch seinen regelmäßigen Auslauf.

Anlässlich des Deutschen Mühlentages fand in der Knottenmühle ein Freiluft-Gottesdienst statt, bei dem wir auch Wolfgang und Ursula Selig trafen. Gemeinsam gingen wir anschließend durch den winzigen Ort Rengshausen, der nur 2 Geschäfte hatte, und dann zurück ins Hotel. Auf der Kaffeterrasse fanden wir das Geburtstagskind Herbert Lang mit seiner Familie vor. Viele aus unserer Gruppe saßen hier, um die Sonne, ein Eis oder ein Getränk zu genießen. Pünktlich um 13.30 Uhr begann die zweite Runde, jedoch mit einer Hiobsbotschaft. Angela Vollbrecht, unsere Fernschach Turnierleiterin, musste plötzlich in die Klinik gebracht werden und konnte nicht mehr am Turnier teilnehmen. Das war doch höchst bedauerlich.

Elisabeth spielte mit mir die Caro-Kann-Verteidigung. Es war ein sehr wechselvolles Spiel, am Ende kam aber doch nur ein Remis heraus. Am Abend dieses Tages gab es 4 Spieler mit je 2 Punkten. Wie am Tag zuvor gab Rolf Thurm die nächsten Paarungen beim Essen bekannt. Mein dritter Gegner war Wolfgang Selig, der auch Remiskönig genannt wird. Er und ich, wir hatten jeweils einen halben Punkt. An diesem Abend sammelte Manfred Müller das Startgeld in Höhe von 20 € ein. Der Abend klang dann für manchen morgens um halb eins freucht-fröhlich aus.

Der Dienstagmorgen begann stark bewölkt. Doch noch im Laufe des Vormittags schaffte es die Sonne, die Wolken zu vertreiben. Pünktlich zur angesetzten Spielzeit kämften wir alle wieder um einen Punkt. Diesmal hatte ich die Möglichkeit, ein Remis zu spielen, doch habe ich dann mehr gewagt. Aber wie heißt es doch so schön, wer wagt, der verliert. Inzwischen war auch Detlef Neukirch angereist und beobachtete die Spiele und die Spieler. Am Ende dieses Turniertages gab es eine kleine Überraschung. Jürgen Pohlers hatte den Fidemeister Oliver Müller besiegt. Somit waren nur Dieter Bischoff und Jürgen Pohlers noch ungeschlagen. Da Anton Lindenmair wieder nach Hause gefahren war, wurden die Ergebnisse und Paarungen per Telefon übermittelt. Deshalb wurden sie mit kleiner Verzögerung nach dem Essen verkündet. Diesmal hatte ich Daniel Eiffert als Gegner bekommen. Er war für mich noch völlig unbekannt. Doch wie ich hörte, sollte man ihn nicht unterschätzen. Um 22 Uhr trafen wir uns im Speisesaal und haben zu fünft gekniffelt, ein anderer spielte Gitarre. Dazu wurde ein wenig gesungen und viel getrunken.

Das Wetter war am Mittwoch Vormittag immer noch sehr schön, und so fuhren wir zu viert in den Freiwildpark in Homberg-Allmuthshausen. Zur festgesetzten Spielstunde kämpfte ich mit hohem Risiko. Doch den anfänglich gewonnenen Bauern konnte ich nicht halten. Nur durch eine Unachtsamkeit von Daniel gelang es mir, ihn matt zu setzen. Dieter Bischoff hatte Jürgen Pohlers geschlagen und war somit alleiniger Spitzenreiter. Frank Schellmann war mit 3,5 Punkten Zweiter. An diesem Abend erfolgte die Bekanntgabe der Paarungen noch später als gewöhnlich. Von einer Liste, die im Hotel aushing, las mir meine Frau vor, dass ich gegen Werner Fries antreten musste. Gegen ihn hatte ich auch noch nie gespielt. Wieder saßen einige Spieler in geselliger Runde bis spät abends zusammen.

Donnerstag Vormittag, der erste Regen fiel. Aber es war immer noch sehr warm. Werner eröffnete das Spiel mit einem Königsgambit und beherrschte die ganze Zeit über das Spiel. Somit hatte ich auch diese Partie verloren. Das Spitzenspiel zwischen Frank und Dieter ging Remis aus. Dadurch war Dieter Bischoff noch immer ungeschlagen. Frank Schellmann musste sich den zweiten Platz mit weiteren Konkurenten teilen. Draußen grummelte das Gewitter seit Stunden aus der Ferne mit ab und zu etwas Niederschlag. Am nächsten Tag sollte ich mit Schwarz gegen Ursula Selig spielen.

Der Freitagmorgen war stark bewölkt und von den Bäumen tropfte der Regen aus der Nacht noch ab. Die Luft war frisch und angenehm. Meine Frau, mein Führhund und ich, wir machten einen gemütlichen Spaziergang durch die Berge. Anschließend ging ich zu Detlef Neukirch, um ihm meine Notation von dem Spiel mit Werner Fries zu übergeben. Er sammelt alle auf diesem Turnier gespielten Patien ein und archiviert sie im Computer. Ursula und ich spielten ab halb zwei nur 35 Minuten. Ich setzte sie dann im 36. Zug matt. Sie hat sich wacker gehalten. Da das Wetter inzwischen wieder schön geworden war und wir viel Zeit übrig hatten bis zum Beginn des Abendessens, fuhren wir zu Dritt auf das Knüllköpfchen. Dort oben standen einige Windräder, die zu meiner Überraschung kaum Geräusche machten. Ich stand fast am Fuß eines Windrades und hörte nur leises Zischen. Bei Kafffe und Kuchen liesen wir es uns in der Jugendherberge gut gehen. Innerhalb von 20 Minuten mit dem Auto waren wir wieder zurück im Hotel. An diesem Abend gab es eine kleine Überraschung. Andres Ilic hatte Dieter Bischoff geschlagen. Das bedeutete, dass Frank Schellman mit einem halben Punkt vorne lag. Um 21 Uhr verlas Rolf Thurm die letzte Paarung für Samstagmorgen. Mein nächster Gegner für diesen Morgen war Birgit Dietsche. Sie hatte wie ich 2,5 Punkte und eine Feinwertung von 12,5 Brettpunkten.

Um 10 Uhr am Samstagmorgen begann diesmal das Spiel. Ich begann mit einem Schottischen Gambit und beherrschte die ganze Zeit das Spiel. Im 30. Zug gab sie auf. Das Wetter an diesem Tag war sehr wechselhaft. Trotzdem fuhren wir nach Homberg auf die Burgruine, wo es den dritttiefsten Brunnen in Deutschland gibt. Er ist 150 Meter tief. Das Essen wurde an diesem Abend auf 18.30 Uhr vorverlegt. Es wurde ein reichhaltiges Büffet angeboten. Anschließend fand die Preisverleihung statt. Erster wurde unerwartet Andreas Ilic. Er hatte auch das letzte Spiel gewonnen und war somit Sieger dieses Turniers. Die Siegesprämie von 150 € wurde ihm durch den Vorsitzenden Ludwig Beutelhoff überreicht. Da gleichzeitig die Deutsche Damenmeisterschaft stattfand, wurde ebenfalls die Siegerin von Ludwig Beutelhoff mit einer Urkunde und einer Prämie geehrt. Der Turnierschiedsrichter gab dann noch einige Zahlen für die Statistik bekannt. Die längste Partie dauerte 5 Stunden und 50 Minuten mit 92 Zügen. Die Kürzeste dauerte 23 Minuten bei 8 Zügen. 36 Mal wurde mit Weiß gewonnen, 28 Mal mit Schwarz und 18 Mal remisiert. Werner Kranz und Jürgen Pohlers wurden erwähnt, weil sie 2 Mal unpünktlich zum Spiel erschienen waren. Der älteste Teilnehmer war Reinhard Kehl mit 70 Jahren, die jüngste Angela Vollbrecht mit 25 Jahren. Wir erfuhren noch an diesem Abend von Manfred Müller, dass Angela aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wieder zuhause ist. Ich hatte mit 3,5 Punkten meinen Tabellenplatz zwar gehalten, doch war ich unzufrieden mit mir selbst über meine geringe Brettpunktzahl von nur 19. Viele Spieler, die ich bislang nur namentlich oder sogar gar nicht kannte, habe ich hier kennengelernt. Um 21 Uhr begann der gemütliche Teil.

Am Sonntagmorgen verabschiedeten wir uns von all den Schachspielern und hofften, dass wir uns irgendwann mal wieder auf einem anderen Turnier treffen würden. Es gab noch andere Schachspieler, die in meinem Bericht hier nicht erwähnt wurden, doch trugen auch sie zum Gelingen dieses Turniers bei. Bei leichtem Dunst und etwas Nieselregen fuhren wir wieder nach Hause.

Detlef Kaiser



© 8.96 by Gerhard Hund Update 20.05.2008