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Deutsche Frauen-Länder-Mannschaftsmeisterschaft

vom 14. bis 17. April 2005 in Halle an der Saale

mit einem Bericht von Stefan Pick


Niedersachsen ist Deutscher Meister!

Niedersachsen

Die Frauenmannschaft aus Niedersachsen wurde bei der Deutschen Frauen-Länder-Mannschaftsmeisterschaft, die vom 14. bis 17. April 2005 in Halle an der Saale ausgetragen wurde, Deutscher Meister!

NRW Vor der letzten Runde führte die Mannschaft Sachsen-Anhalt I, die jedoch durch ein Unentschieden gegen Baden in der letzten Runde die Führung noch aus der Hand gab. Etwas überraschend, wohl auch für die Mannschaft selbst, profitierte Niedersachsen durch einen hohen Sieg in der Schlussrunde gegen Thüringen von der Punkteteilung und wurde nach Brettpunkten Erster.

Rang drei ging an Nordrhein-Westfalen (Foto) nach einem Sieg gegen Berlin.

Auf Foto von links nach rechts:
Hinten: Elena Kuznetsova, Marina Roitburd, Natalie Funk, Brigitte Weber [MF], Irina Nattermüller, Isabel Hund
Vorne: Manuela Schmitz, Heike Vogel, Anke Koglin

Mannschafts-Rangliste: Endstand nach fünf Runden
Rang Mannschaft            S  R  V   M- B-Pkte Buchh

  1. Niedersachsen         4  0  1  8-2  28.0  24.0 
  2. Sachsen-Anhalt I      3  2  0  8-2  26.5  33.0 
  3. Nordrhein-Westfalen   4  0  1  8-2  24.0  32.0 
  4. Baden                 3  1  1  7-3  25.0  29.0 
  5. Sachsen               3  0  2  6-4  25.0  23.0 
  6. Thüringen             2  2  1  6-4  23.5  27.0 
  7. Bayern                3  0  2  6-4  21.0  20.0 
  8. Berlin                2  1  2  5-5  20.0  29.0 
  9. Hessen                2  0  3  4-6  21.0  23.0 
 10. Sachsen-Anhalt II     2  0  3  4-6  18.0  26.0 
 11. Hamburg               2  0  3  4-6  16.0  23.0 
 12. Schleswig-Holstein    1  0  4  2-8  17.0  19.0 
 13. Rheinland-Pfalz       1  0  4  2-8  15.0  26.0 

Details stehen auf der Webseite der SG 1871 Loeberitz.

Skandal!
Ein Bericht von Stefan Pick

Nein, nicht im Sperrbezirk, sondern in Halle an der Saale. Nun hat auch das Schach seinen Schiedsrichterskandal. Doch der Reihe nach. Vom 14. bis 17. April 2005 findet in Halle an der Saale die Deutsche Frauen-Ländermeisterschaft im Schach statt. 12 Landesverbände gingen mit insgesamt 13 Mannschaften an den Start, Ausrichter und Titelverteidiger Sachsen-Anhalt stellte 2 Mannschaften. Der deutsche Rekordmeister NRW reiste mit gegenüber den Vorjahren geringfügig veränderter Mannschaftsaufstellung ins Hansa Treff Hotel nach Halle. Anstelle der nicht mehr für NRW spielberechtigten Grazyna Bakalarz und der Seele der Mannschaft Anna Dergatschova, die leider verhindert war, spielten mit Elena Kuznetsova und Marina Roitburd zwei junge Spielerinnen aus dem Gebiet der größten Schachnation der Welt. Damit stimmte auch die Mischung wieder: 4 deutsche und 4 „russische“ Spielerinnen.

Das Hotel bietet sehr gute Spielbedingungen für die Spielerinnen, der Spielsaal ist groß genug und auch sonst mangelt es an nichts. Nachteilig sind nur die Preise und die Tatsache, dass man kaum die Möglichkeit hat, etwas außerhalb des Hotels zu unternehmen, denn da ist auch nichts. Willkommen in der Prärie lautete dann auch die Begrüßungsformel unserer thüringischen Schachfreundinnen am Eingang des Hotels. Dies war am Donnerstag, als wir nach mehrstündiger Fahrt den Zielort erreichten.

Die Frauen des SBNRW spielten in der ersten Runde gegen Niedersachsen. Es war die einzige umkämpfte Erstrundenpartie. Glücklich aber nicht unverdient siegte die Mannschaft mit 4,5-3,5. Mit dem gleichen Ergebnis wurde die zweite Runde gegen Baden gewonnen. Matchwinnerin war in beiden Spielen Heike Vogel vom SK Kerpen 64 e.V., die ihre Spiele gegen starke Gegnerinnen gewann. Die Mannschaft überzeugte bis dato durch mannschaftliche Geschlossenheit. In der dritten Runde kam es zum Duell gegen Sachsen-Anhalt II. Die „Ersatzmannschaft“ hatte den 8-0-spielfrei-Sieg aus der ersten Runde optimal ausgenutzt und in der zweiten Runde überraschend gegen Bayern gewonnen und war somit Tabellenführer. NRW siegte glatt mit 6,5-1,5.

Im letzten Spiel von Elena Kuznetsova gegen Ursula Vogler kam es zum Skandal. Als beide Spielerinnen noch eine Minute auf der Uhr hatten, sah sich der Schiedsrichter, Herr Schärtzke, ohne Aufforderung durch eine der beiden Spielerinnen genötigt, einzugreifen. Auch er hielt dabei nicht die Uhr an! Er wollte das gleichfarbige Läuferendspiel mit einem Mehrbauern für Schwarz (Elena) remis erklären!! Skandal! Dass er seine neutrale Haltung dadurch dokumentierte, dass er sich anschließend nur bei Weiß entschuldigte für sein regelwidriges, grob unsportliches Verhalten, rundet das Bild ab. Um es klarzustellen: Elena hatte wenige Sekunden vorher remis angeboten, was von der Gegnerin mit dem Kommentar: „Tut mir leid“ abgelehnt wurde. Damit brachte Weiß deutlich ihre Absicht zum Ausdruck, Schwarz über die Zeit zu heben. Nachdem nun in den nächsten Sekunden Schwarz den zeitlichen Nachteil ausgleichen konnte und ihrerseits nicht nur auf dem Brett in Vorteil geriet, sondern auch auf der Uhr, schlug die Stunde des Herrn Schärtzke. Nach 20minütiger Diskussion und der Zustimmung ihrer Mannschaftsführerin Brigitte Weber willigte Elena ins Remis ein. Ein Weiterspielen, wie von der Oberschiedsrichterin Petra Mensa angeordnet, war unter diesen Umständen nicht zumutbar. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es sich hier um meine Sicht der Dinge, also auch meine Meinung handelt.

Heute steht der Kampf gegen Sachsen-Anhalt I an. In diesem Spiel ist NRW nur Außenseiter. Sachsen-Anhalt spielt mit 2 Großmeisterinnen an den Spitzenbrettern. Der Ausrichter weist einen DWZ-Schnitt von 2103 auf gegenüber 2005 beim Rekordmeister. Allerdings hat NRW bereits 6-0 Punkte auf dem Konto und Sachsen-Anhalt 5-1. Freuen wir uns auf spannendes Schach und ein sportliches Ergebnis.

Nach einigen Tagen komme ich nun endlich dazu den Bericht weiterzuschreiben. Mittlerweile haben wir Montag den 18.April 2005 und Niedersachsen ist Deutscher Meister! Wie es dazu kam? Das Spiel gegen Sachsen-Anhalt I in der 4.Runde wurde mit 2,5-5,5 deutlich verloren. Hier hatte der Ausrichter an den letzten beiden Brettern das Glück des Tüchtigen. An den ersten 3 Brettern hielt die Mannschaft von NRW erstaunlich gut dagegen und holte 3 Remis gegen die nominell teilweise deutlich stärkeren Gegnerinnen. Nach dieser Niederlage war der Titel außer Reichweite gerückt.

In der letzten Runde am Sonntag galt es nun den Platz auf dem Treppchen, also zumindest die Bronzemedaille, zu sichern. Mit etwas Glück sprang letztendlich ein deutlicher 6-2 Sieg gegen Berlin dabei heraus, sicherlich viel zu hoch. Die Überraschung der letzten Runde, das Wort Sensation sollte man nicht überstrapazieren, war jedoch das 4-4 am Spitzentisch zwischen Sachsen-Anhalt I und Baden. Auch wenn dieses Ergebnis noch am Rande der Erwartungsskala lag, Baden ist auch nicht so schlecht besetzt, führte es doch mit dem zumindest in der Höhe überraschenden 6-2 Sieg von Niedersachsen gegen die starke Mannschaft aus Thüringen dazu, dass die Frauen aus Niedersachsen sich erstmalig in der Geschichte der Deutschen Frauen-Länder-Mannschaftsmeisterschaften den Titel sichern konnten! Nun wissen wir auch warum NRW in der ersten Runde „nur“ mit 4,5-3,5 gegen Niedersachsen, den neuen Deutschen Meister, gewann!

An dieser Stelle ein Wort zum Regelwerk. Damit meine ich nicht die Zumutung, dass der Schiedsrichter Herr Schärtzke nach seinem grob unsportlichen Verhalten weiter pfeifen durfte. Jeder Zuschauer hätte für die Dauer des Turniers einen Platzverweis erhalten, und das völlig zu Recht! Nein, ich meine die Wertung im Falle der Mannschaftspunktgleichheit. Dann entscheiden nämlich die Brettpunkte! Völliger Unsinn, wie jeder gleich einsieht, bei nur 5 Runden nach Schweizer System und einer mit 13 ungeraden Teilnehmerzahl! Niedersachsen wurde mit nur einem guten Spiel, der letzten Runde gegen Thüringen, Deutscher Meister und holte sich die notwendigen Brettpunkte in Spielen gegen Hamburg und Rheinland-Pfalz. NRW spielte ausschließlich gegen stärkste Gegnerschaft, sprich Niedersachsen, Baden, Sachsen-Anhalt II, Sachsen.-Anhalt I und Berlin und konnte natürlich relativ wenig für die Brettpunkte tun. Hier ist meines Erachtens dringend eine Regeländerung auf Buchholz gefordert, dies allerdings nicht erst seit diesem Jahr!

Manuela Schmitz und Kuznetsova Beste Spielerin des SBNRW war Heike Vogel (unteres Foto links) mit 4,5 aus 5 am zweiten Brett!

Ebenfalls ungeschlagen blieben aus NRW Elena Kuznetsova (oberes Foto rechts) mit 3 aus 5 an Brett 3 und Manuela Schmitz (oberes Foto links) mit 3,5 aus 5 an Brett 5.

Die Heimfahrt verlief gewohnt feucht-fröhlich, es macht einfach Spaß mit dieser Mannschaft zu reisen.

Heike Vogel und Vlastimil Hort Kurz vor dem Ende der langen Fahrt trafen wir im Ruhrgebiet noch diesen Schachfreund (Hort, unteres Foto rechts) im Zug.

Wir freuen uns auf die nächste Deutsche Frauen-Länder-Mannschaftsmeisterschaft vom 4. bis 7. Mai 2006, dann wieder im malerischen Braunfels in Hessen.

Stefan Pick, SK Kerpen 64 e.V.




© 8.96 by Gerhard Hund Update 18.04.2005