84. Deutsche Schacheinzelmeisterschaft

vom 5. bis 14. September 2013 in Saarbrücken


Runde sieben - Viel Kampf und Spektakel, Saarländer Oberhofer mit Überraschungscoup
Von Frank Zeller

In der heutigen Runde ging es ziemlich zur Sache. Es geht auf die Zielgerade und man spürte, dass die meisten Spieler der Spitzengruppe etwas reißen wollten. Zwar endeten dann doch die meisten Partien an den ersten Brettern mit Remis, aber bis auf eine Ausnahme waren alle heiß umkämpft. Die Gewinner der Runde im Titelkampf heißen Alexander Donchenko, Rasmus Svane sowie Andre Oberhofer. Letzterer sorgte für die größte Überraschung und besiegte den favorisierten „Prinzen“ Matthias Blübaum.

Ganze sechs (!) Spieler führen die Tabelle mit 5 Punkten an, es folgen vier mit 4,5. Der neue Deutsche Meister wird sich aus diesem Feld rekrutieren. Zehn Spieler können also zwei Runden vor Schluss noch zu Meisterehren gelangen, ein schwer absehbares Finale steht an.

Spektakuläres gab es in der Partie Alexander Donchenko – Martin Krämer zu sehen. Es schien so, als wolle Letzterer möglichst schnell aus der Theorie und das Gegenüber zum selbständigen Denken zwingen. Bereits nach 5 Zügen stand eine Stellung auf dem Brett, zu der es keinen Vorgänger gibt! Donchenko zeigte eindrücklich, dass er sehr gut Schach spielen kann.

Dagegen blieb die Spitzenpaarung Bischoff – Stern recht konventionell. Das Damengambit führte zur Abtauschvariante mit der berühmten „Karlsbader Struktur“. Doch der Minoritätsangriff kam nicht richtig ins Rollen: Stern verstand sein Verteidigungshandwerk, es gelang ihm, die richtigen Leichtfiguren zu tauschen und den wichtigen Springer zu bewahren und schließlich fanden die Kontrahenten eine dreifache Zugwiederholung.

Somit wäre der Weg frei gewesen für Rainer Buhmann, die alleinige Tabellenführung zu erobern. Als Weißer verblieb er gegen den Königsinder mit einem kleinen, aber langwierigen Positionsvorteil, und ging daran, seinen Gegner, Michael Kopylov, im Endspiel zu kneten. Doch dieser hielt stand und schließlich fügte sich Buhmann nach 81 Zügen ins Unentschieden.

Für die Überraschung des Tages sorgte der Saarländer Andre Oberhofer. Er verteidigte als Schwarzer gegen Matthias Blübaum. Der pochte auf den Vorteil des Läuferpaars, doch bei aufkommender Zeitnot kam Schwarz zu aktivem Gegenspiel. Unter Zeitdruck brach der „Prinz“ ein .

Svane Auch Rasmus Svane (Bild) hievte sich auf den geteilten ersten Platz. Ähnlich wie Blübaum krallte er sich zwischendurch das Läuferpaar, behielt aber alles unter Kontrolle und erhöhte den Druck. Kurz vor der Zeitkontrolle verlor Gegner Johannes Carow die Geduld und schon war ein Bauer weg. Svane verwandelte sicher den Vorteil in einen ganzen Punkt.

Sehr ausgeglichen sah es lange Zeit bei Dennis Wagner – Felix Graf aus, doch Wagner wollte es wissen und begann um den 30 Zug herum dem Gegner schwere Aufgaben zu stellen. Graf kam in Zeitnot, das Wagnersche Läuferpaar wurde übermächtig. Nach der Zeitkontrolle stand Schwarz trotz des reduzierten Materials vor einem Trümmerhaufen. Doch irgendwie gelang es Wagner nicht, den Sack zuzumachen. Immer mehr Bauern verließen das Brett, schließlich war das Spiel nicht mehr zu gewinnen. Gegner Graf, der gestern noch einen halben Punkt verschenkte, durfte sich heute über das Remis sehr glücklich schätzen.

Ein Kuriosum gab es in der Partie Nikolas Lubbe – David Fridman zu bestaunen. In 53 Zügen hatte sie nur eine einzige Figur getauscht: die Dame. Und trotzdem war nichts mehr zu machen, keine Hebel, alle Figurenopfer überdeckt - Remis!

In der morgigen Vorschlussrunde heißen die Spitzenbegegnungen Donchenko – Buhmann, Stern – Svane und Oberhofer – Bischoff.



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© 8.96 by Gerhard Hund - Update 13.09.2013