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Chess Classic Mainz: Petition "Free Bobby Fischer"

Info, Brief an Minister Otto Schily von Hans-Walter Schmitt, sowie ein Interview


Logo Free Fischer Am 30. Juli 2004 schreibt Hartmut Metz:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Mainz wird Fischer-Schach gespielt: Chess960. Dabei wird die Grundstellung der Figuren vor Partiebeginn ausgelost, wobei es 960 verschiedene Aufstellungsmöglichkeiten gibt. Die US-Legende Bobby Fischer, die diese Idee 1996 förderte und verfeinerte, wurde vor wenigen Tagen in Japan inhaftiert. Angeblich soll er damit 1992 gegen die US-Sanktionen gegen Jugoslawien verstoßen haben. Damals spielte der 61-Jährige ein Revanchematch für die legendäre WM 1972 gegen Boris Spasski.

Der Mainzer Turnier-Organisator Hans-Walter Schmitt schrieb jetzt einen Brief an das Innenministerium, um Otto Schily (seines Zeichens Ehren-Großmeister des Schach-Weltverbandes FIDE) um Hilfe bei der Freilassung Fischers zu bitten. In der Anlage finden Sie den Brief an den deutschen Sportminister.

Zudem erhalten Sie ein leicht aktualisiertes Interview, das Dr. Rene Gralla vor kurzem für das "Neue Deutschland" mit Hans-Walter Schmitt geführt hat. Darin geht es um Fischer-Schach und Bobby Fischer.

Auf der Webseite der Chess Classic Mainz, www.chesstigers.de, beginnt eine Unterschriftenaktion, die die Freilassung von Fischer fordert. Bei den Turnieren ab dem 5. August in der Rheingoldhalle werden auch Unterschriftslisten ausgelegt, in denen sich die mehreren tausend Zuschauer und Spieler für das Schach-Genie einsetzen können.

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Metz
Öffentlichkeitsarbeit
Chess Classic Mainz
07221/393 556

 

 

Ein Interview, das Dr. Rene Gralla vor kurzem für das "Neue Deutschland"
mit Hans-Walter Schmitt geführt hat, auch als DOC-Datei.

Der Herr Schmitt macht Schach modern
Zufallsgenerator bringt Spannung ins Spiel

Von René Gralla

Reformunwillig sollen sie ja sein, diese Deutschen. Doch mit etwas Nachdruck geht es offensichtlich doch – wie das Beispiel von Hans-Walter Schmitt aus Bad Soden zeigt. Der 52-jährige Wahl-Hesse gibt sich aber auch nicht mit grausamem Flickwerk wie der »Agenda 2010« ab. Er kümmert sich vielmehr um das Kulturerbe der Menschheit – und entrümpelt kurzer Hand ein ehrwürdiges Spiel, das seit vielen Jahrhunderten auf dem Markt ist: Schach. »Chess960« heißt das Schmitt-Projekt, und schon die Zahl im Namen bringt den Clou auf den Punkt: Vor jeder Partie werden die Anfangspositionen der Offiziere ausgelost, heraus kommen 960 verschiedene Grundstellungen. Hans-Walter Schmitt bittet vom 5. bis 8. August zur WM nach Mainz, wo seit einem Jahr die »World New Chess Association« (WNCA) residiert.

ND: Schach gibt es schon seit rund 1600 Jahren. Insbesondere die Startposition hat sich offenkundig bewährt: Warum wollen Sie, Herr Schmitt, da jetzt ran?

Schmidt: Das Schach hat sich verändert. Als Ergebnis ist die Theorie ausgeufert, und heute sehen sie im Turniersport nur noch Partien, die bis zum x-ten Zug bekannte Varianten abspulen, erst dann folgt vielleicht eine Neuerung. »Chess960« soll auch Amateurspielern eine Chance geben, die nicht so viel Zeit haben wie die Profis, um für ein Turnier zu trainieren.

Der Trick bei Ihrem »Chess960« ist also: Indem erst vor Spielbeginn ein Zufallsgenerator die Ausgangsstellung des Matches ermittelt, wird verhindert, dass sich jemand mit Computeranalysen vorher präpariert?

Unser Ansatz lautet: Das Spezial-Eröffnungswissen soll ersetzt werden durch Basiswissen, weil vor jeder Partie eine neue Stellung kommt. Der Amateur, der sonntags im Ligabetrieb eine Sieben-Stunden-Partie spielt, muss sich darauf mindestens sieben Stunden lang vorbereiten. Aber Menschen, die beruflich erfolgreich sind, haben keine Zeit mehr dafür. So geht dann ihre berufliche Karriere nach oben, während ihre schachliche Karriere nach unten abfällt – weil sie wegen mangelnder Theoriekenntnisse nicht mehr mithalten können. Die Lösung lautet »Chess960«.

Vor drei Jahren haben Sie, Herr Schmitt, Ihr Projekt »Chess960« gestartet. Bobby Fischer hat schon vorher den gleichen Gedanken gehabt als er 1996 Random Chess« präsentierte. Was sagt er denn dazu, dass Sie ihm seine Idee klauen?
Ich klaue nichts, ich realisiere nur Bobby Fischers Idee...

...indem Sie die schlau umbenennen!

Das musste ich tun. Kein Topspieler tritt heute unter dem Label der Legende »Fischer« an.

Ihr »Chess960«-Weltverband WNCA lädt zur WM nach Mainz ein. Darf dort jeder antreten?

Ja. In einem offenen Turnier kann man versuchen, Herausforderer des Weltmeisters 2005 zu werden. Parallel dazu bestreitet der »Chess960«-Titelträger Peter Swidler aus Russland einen Zweikampf um die Nr. 1 .

Wollen Sie so auch der FIDE Konkurrenz machen, die in Tripolis den eigenen Weltmeister nach den üblichen Regeln ermittelte?

Das war doch gar keine echte WM. Von den Top Ten der FIDE nahmen nur zwei Sportler teil. Vor allem war der bisherige Titelträger Ruslan Ponomarjow nicht dabei. Den hat die FIDE vorher abgesäbelt. Dafür kämpft Ponomarjow bei unserem »Chess960«-Turnier um die Qualifikation für die WM 2005.

Träumen Sie schon davon, dass irgendwann die FIDE-WM vergessen sein wird und jeder nur von der Weltmeisterschaft Ihrer WNCA spricht?

Träumen? Die Entwicklung ist schon so vorgegeben.

Müsste man da nicht auch mal den Vater der Idee nach Mainz einladen?

Einer der nächsten Schritte wird es sicher sein, dass unser Weltmeister, den wir in Mainz küren, im Internet gegen Bobby Fischer spielt. Oder am besten vor Ort. Nachdem er in Japan ungerechtfertigt inhaftiert wurde und an die USA ausgeliefert werden soll, wollen wir helfen, das Schach-Genie frei zu bekommen und im Rhein-Main-Gebiet anzusiedeln.




© 8.96 by Gerhard Hund Update 02.08.2004