vom 2. bis 9. Februar 2015 in Baden-Baden
Die GRENKE Chess Classic finden vom 2. bis 9. Februar 2015 in den historischen Sälen des Kulturhauses LA8 im Zentrum von Baden-Baden statt. Rundenbeginn ist täglich um 15 Uhr. Ruhetag ist Donnerstag, der 5. Februar 2015.
Informationen zum Großmeister-Turnier:
Turnierdirektor Sven Noppes (Foto): snoppes@schachzentrum-baden-baden.deAllgemeine Informationen:
Dr. Markus Keller (Geschäftsführer Schachzentrum Baden-Baden): info@schachzentrum-baden-baden.deOffizielle Turnierseite mit Live-Übertragung ab 15 Uhr und Details
Kreuztabelle des Grenke Chess Classic 2015 (nach Startnummer)
Nr Teilnehmer Elo 1 2 3 4 5 6 7 8 Punkte Platz 1 Caruana, Fabiano 2811 xxx ½ 1 ½ ½ ½ ½ ½ 4,0 4 2 Bacrot, Etienne 2711 ½ xxx ½ ½ ½ ½ ½ ½ 3,5 6 3 Aronian, Levon 2777 0 ½ xxx ½ ½ ½ ½ 1 3,5 5 4 Adams, Michael 2738 ½ ½ ½ xxx ½ 0 1 1 4,0 3 5 Naiditsch, Arkadij 2706 ½ ½ ½ ½ xxx 1 1 ½ 4,5 2 6 Carlsen, Magnus 2865 ½ ½ ½ 1 0 xxx 1 1 4,5 1 7 Baramidze, David 2594 ½ ½ ½ 0 0 0 xxx 0 1,5 8 8 Anand, Viswanathan 2797 ½ ½ 0 0 ½ 0 1 xxx 2,5 7 Bilder aufgenommen am 4. Februar 2015
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Die Bühne im Spielsaal der Grenke Chess Classic 2015 in Baden-Baden.
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Sven Noppes, Magnus Carlsen und Jens Thieleke vor Start der dritten Runde, wartend auf Arkadij Naiditsch.==> Bilder bei Wikipedia zu den Chess Classic in Baden-Baden
Pressemitteilungen von Georgios Souleidis (Presseteam GCC 2015), der mir (TeleSchach) viele Fotos zur Verffügung stellte.
- GRENKE Chess Classic 2015 startet ohne Sieger
Der Vorstandsvorsitzende der GRENKELEASING AG, Wolfgang Grenke, eröffnete die GRENKE Chess Classic 2015 symbolisch mit dem ersten Zug der Partie Aronian-Carlsen. Zahlreiche Besucher fanden Weg in das LA8 und sollten ihr Kommen trotz vier unentschiedener Partien nicht bereuen.
Etienne Bacrot (Foto) verpasste die größte Chance auf einen Sieg. Der Franzose und David Baramidze folgten einer weitausanalysierten und für beide Seiten kreuzgefährlichen Variante der Grünfeld-Indischen Verteidigung. Baramidze schlug im 26. Zug einen Bauern auf g4 und ließ die Öffnung der h-Linie zu. Bacrot hätte nur zurückschlagen müssen, um danach entscheidend am Königsflügel einzudringen. Stattdessen folgte ein Springerzug im Zentrum und nachdem Baramidze einen weiteren Bauern schlug, musste der Favorit das Dauerschach forcieren.
Fabiano Caruana und Vishy Anand waren nach der Partie bester Laune und analysierten währen der Pressekonferenz zahlreiche Varianten für die Zuschauer. Caruana wählte die auf höchstem Niveau eher harmlose Italienische Partie und der 45-jährige Inder glich problemlos aus. Im Mittelspiel hätten sich ein paar interessante Verwicklungen ergeben können, doch beide Spieler schalteten auf Sicherheitsmodus und einigten sich nach 38 Zügen in einem Damenendspiel auf Remis.
Michael Adams und Arkadij Naiditsch trennten sich ebenfalls remis. Die deutsche Nr. 1 überraschte Adams mit einer seltenen Variante der Französischen Verteidigung, die er in der Vergangenheit selten spielte. Der 43-jährige Engländer fand in der Eröffnung keinen Weg zum Vorteil und zeigte sich im Nachhinein enttäuscht: "Das war ziemlich trostlos heute und muss auf jeden Fall besser werden im Laufe des Turniers." Nach 32 Zügen hatten beide Spieler nur noch einen Turm, einen Springer und einige Bauern zur Verfügung. Naiditsch stellte seinen Gegner noch knapp 30 Züge auf die Probe, doch "Mickey" wehrte jederzeit alle Gefahren ab.
Levon Aronian und Magnus Carlsen lieferten sich mit knapp sechs Stunden die längste Partie des Tages. In einer seltenen Variante des Damengambits sicherten beide Spieler etwas ungewöhnlich ihre König mit der langen Rochade. Aronian übte mit Vorstößen im Zentrum etwas Druck aus. Nachdem er aber den Damentausch zuließ, hatte der Weltmeister keine Probleme im Endspiel und stellte nun seinerseits seinen Gegner vor Problemen. Der Armenier verteidigte sich aber umsichtig und neutralisierte mit seinem Springer den gegnerischen Läufer. Remis nach 64 Zügen.
- Magnus Carlsen übernimmt Führung bei der GRENKE Chess Classic
Am zweiten Tag der GRENKE Chess Classic 2015 fiel die erste Entscheidung. Während die anderen Partien remis endeten, übernahm Magnus Carlsen durch einen Sieg gegen Michael Adams die Führung in der Tabelle. Rechts die beiden Kommentatoren Nigel Short und Jan Gustafsson.
David Baramidzes Partie gegen Levon Aronian riss niemanden vom Stuhl. Schon nach 2 Stunden und 10 Minuten einigten sich die Kontrahenten in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern auf remis. Nigel Short meinte in der Liveübertragung lapidar: "Das war kein Thriller." Der deutsche Nationalspieler eröffnete mit dem Doppelschritt des e-Bauern und wählte eine sichere Variante der Spanischen Partie. Aronian hatte aus der Eröffnung heraus kaum Möglichkeiten, das Spiel zu verschärfen und schon nach 14 Zügen stand ein Endspiel ohne Damen auf dem Brett. Sukzessive tauschten die Spieler weitere Figuren ab und schlossen nach 41 Zügen in einer total ausgeglichenen Stellung Frieden. Baramidze, der Underdog im Turnier, kann mit dem Start ins Turnier zufrieden sein, doch auf die Frage von Jan Gustafsson in der Pressekonferenz, ob er zufrieden sei, antwortete er gewohnt nüchtern: "Es sind erst zwei Partien gespielt. Am Ende wird abgerechnet."
Nach knapp fünf Stunden gewann Magnus Carlsen (Foto) gegen Michael Adams. In einer Englischen Partie wählte der Weltmeister in gewohnter Weise einen ruhigen Aufbau und versuchte seinen Gegner auf beiden Flügeln auszumanövrieren. Adams kam in Zeitnot und im 35. Zug auf Abwegen. Er gab am Damenflügel seinen b-Bauern, schlug aber überraschenderweise nicht den weißen a-Bauern, um das materielle Gleichgewicht wieder herzustellen. Er wollte offensichtlich vermeiden, in eine passive Stellung gedrückt zu werden, erlaubte Carlsen aber den Übergang in eine gewonnenes Turmendspiel. "Ich hätte natürlich zurücknehmen und auf das Beste hoffen sollen", äußerte sich der 43-jährige Engländer in der Pressekonferenz. Magnus Carlsen, der durch diesen Sieg die Führung im Turnier übernahm, meinte, dass die Eröffnung nicht besonders gefährlich war, er aber immer Druck ausüben konnte und das Endspiel nicht einfach zu spielen gewesen wäre für Schwarz.
Arkadij Naiditsch sicherte sich durch eine famose Verteidigungsleistung ein verdientes Remis gegen Viswanathan Anand. Der "Tiger von Madras" zeigte sich in einer Variante der Tarrasch-Verteidigung, die die deutsche Nr. 1 in der Vergangenheit häufig spielte, besser vorbereitet und erreichte schon nach 21 Zügen ein gewinnträchtiges Doppelturmendspiel. "Das war sehr vielversprechend. Irgendwo muss ich aber den falschen Weg eingeschlagen und meine Chance verpasst haben", haderte der 45-jährige Ex-Weltmeister im Nachhinein mit seinem Schicksal. In der Tat sah alles sehr logisch aus, was Anand probierte, doch Naiditsch schaffte es im richtigen Moment durch ein geschicktes Bauernopfer seine Türme zu aktivieren und dank starken Gegenspiels das Remis zu sichern. "Die Eröffnung lief natürlich schlecht, aber nach den zwei Niederlagen gegen Vishy vor zwei Jahren freue ich mich heute über das Resultat."
Knapp sechs Stunden dauerte der Kampf zwischen Fabiano Caruana und Etienne Bacrot, die sich ebenfalls remis trennten. In einer Variante der Königsindischen Verteidigung spielte sich das Geschehen während der gesamten Partie auf beiden Flügeln ab, da das Zentrum nie geöffnet wurde. Die Großmeister lavierten teilweise hin und her, doch keiner der Spieler konnte sich nennenswerte Vorteile erspielen. Der 22-jährige Italiener gewann zwar im 38. Zug einen Bauern, doch Schwarz hatte im entstehenden Endspiel dank seiner aktiveren Leichtfiguren immer genügend Gegenspiel, so dass Caruana im 54. Zug die Punkteteilung anbot.
- Arkadij Naiditsch schlägt Magnus Carlsen
In der 3. Runde der GRENKE Chess Classic sorgte Arkadij Naiditsch (Foto) mit dem Sieg gegen Magnus Carlsen für die größte Überraschung. Damit übernahm die deutsche Nr. 1 die Führung im Turnier zusammen mit Fabiano Caruana, der Levon Aronian besiegte.
Etienne Bacrot und Viswanathan Anand beendeten ihre Partie nach gut drei Stunden. Die Spieler folgten einer bekannten Variante der Berliner Verteidigung der Spanischen Partie, mit der sie sehr viel Erfahrung gesammelt haben in der Vergangenheit. Während sich der 45-jährige Inder mit der gleichen Variante gegen Magnus Carlsen bei der WM in Sotschi verteidigte, saß Bacrot vor gar nicht allzu langer Zeit gegen den russischen Großmeister Alexander Motylev auf der anderen Seite des Brettes. Beruhend auf dieser Erfahrung testete der 32-jährige Franzose gegen Anand eine neue Idee, doch schon kurz nach dem ersten neuen Zug gefiel Bacrot seine Stellung nicht mehr und er forcierte mit Weiß ganz schnell das Remis. Die Spieler tauschten sehr viele Figuren und die Zugwiederholung in einem Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer mit jeweils drei Bauern war folgerichtig.
Michael Adams kam zu seinem ersten Sieg bei der GRENKE Chess Classic 2015. Gegen David Baramidze nutzte er einen Fehler seines Gegners und eroberte früh entscheidend Material. In der Eröffnung tricksten sich beide Spieler ein wenig aus. In einer Spanischen Partie war der Eine, Baramidze, mit der Variante nicht vertraut, und der Andere, Adams, überrascht über die Wahl seines Gegners. "Eigentlich war nichts los nach der Eröffnung, doch dann hatte ich Glück, dass mein Gegner eine taktische Abwicklung übersah", spielte Adams seine Leistung auf typisch britischer Weise etwas runter. Anstatt positionell am Damenflügel weiterzuspielen, warf Baramidze alle Figuren auf den Königsflügel, wo die Verteidigung des Gegners aber nicht zu durchbrechen war. "Ich wollte meinen Gegner einfach Matt setzen, doch ich habe zu viel übersehen", fasst Baramidze das Geschehen zusammen.
Fabiano Caruana (Foto) kam mit Schwarz zu einem Big Point gegen Levon Aronian. Der Armenier verlor in Zeitnot komplett die Kontrolle und stellte Material und eine eigentlich gut angelegte Partie ein. Die Spieler wählten eine seltene Variante der Nimzowitsch-Indischen Verteidigung und es ergab sich ein interessantes Mittelspiel mit beiderseitigen Chancen. Aronian opferte einen Bauern, um sich die bessere Leichtfigur und Kompensation zu sichern. Es folgte ein Lapsus des Italieners, der die Partie zugunsten Aronians hätte drehen können. "Ich bekam eine Herzattacke, als mir mein Fehler bewusst wurde", wies Caruana im Anschluss auf seinen Fehler hin. Doch Aronian wollte heute nichts gelingen. Nachdem er einige Züge zuvor schon das Remis durch Zugwiederholung verschmähte, folgten nun reihenweise schlechte Züge. Caruana gewann einen weiteren Bauern und der Aronian gab im 40. Zug in hoffnungsloser Stellung auf. "Es ist natürlich lächerlich die Zugwiederholung auszulassen, wenn man nichts hat. Und natürlich sollte man die Stellung nicht sofort einstellen", fand Aronian in der Pressekonferenz deutliche Worte für seine Leistung.
Arkadij Naiditsch und Magnus Carlsen lieferten sich einen Kampf auf Biegen und Brechen. Der Weltmeister goß im 10. Zug mit einem Figurenopfer für zwei Bauern gehörig Öl ins Feuer. Offensichtlich saß der Stachel von der Niederlage bei der Schacholympiade in Tromsö noch tief und er wollte seinen Gegner aus der Eröffnung heraus aus dem Konzept bringen. Die deutsche Nr. 1 blieb aber cool. Er sammelte das Material ein und behielt in einem Mittelspiel mit ungewöhnlichen Stellungsbildern die Übersicht. Die Speler manövrierten sich langsam aber sicher in ein Endspiel, in dem Carlsen drei Bauern für die Figur hatte. Naiditsch gewann allerdings den a-Bauern und erhielt dadurch einen Freibauern auf dieser Linie, den Carlsen trotz zahlreicher Freibauer auf der anderen Seite nicht kompensieren konnte. Nach über sechs Stunden gab der Weltmeister auf. "Es ist ein gutes Gefühl, den stärksten Spieler der Welt zu schlagen", freute sich Naiditsch direkt nach der Partie.
- Arkadij Naiditsch führt die GRENKE Chess Classic an
Nach der 4. Runde übernahm Arkadij Naiditsch bei der GRENKE Chess Classic die Tabellenführung. Die deutsche Nr. 1 besiegte David Baramidze, während der bis heute mit ihm führende Fabiano Caruana gegen Michael Adams nicht über ein Remis hinauskam. Der zweite Sieger des Tages lautet Magnus Carlsen, der im ersten Aufeinandertreffen nach der WM Viswanathan Anand besiegte. Etienne Bacrot und Levon Aronian trennten sich remis. Rechts die beiden Kommentatoren Klaus Bischoff und Sebastian Siebrecht.
Arkadij Naiditsch präsentiert sich in Baden-Baden bislang in Bestform. Nach seinem Sieg gegen David Baramidze übernahm die deutsche Nr. 1 mit 3,0 Punkten aus vier Partien die alleinige Tabellenführung. Baramidze wählte mit Weiß die Englische Eröffnung und es entstand ein kompliziertes Mittelspiel, in dem Naiditsch zu Beginn auf die Rochade verzichtete. Baramidze versuchte diesen Umstand ausnutzen und opferte einen Turm. In unklarer Stellung wählte er allerdings den falschen Weg, um sein Opfer zu rechtfertigen. Es folgte ein weiteres Springeropfer, das aber nicht funktionierte. Naiditsch schlug mit seinem eigenen Springer zu und kehrte zurück, um den eigenen König zu schützen. Kurze Zeit später gab Baramidze auf. "Heute nahm ich das Geschenk an. Ich denke, dass er meinen Sprigerrückzug übersehen hat", äußerte sich Naiditsch in der Pressekonferenz.
Magnus Carlsen ist im Rennen um den Turniersieg zurück. Nach seinem Sieg gegen Viswanathan Anand (Foto) liegt der Weltmeister aus Norwegen nur einen halben Punkt hinter Naiditsch auf dem geteilten zweiten Platz. Gegen den 45-jährigen Inder wählte Carlsen mit Schwarz die Stonewall-Variante der Holländischen Verteidigung. Es entbrannte ein spannender Kampf auf beiden Flügeln. Calrsen schob seinen Randbauern auf der a-Linie bis nach a3 vor und eroberte den weißen a-Bauern. Anand dagegen griff am Königsflügel an. Es herrschte dynamisches Gleichgewicht und im Moment, als alles nach einem Remis durch Dauerschach aussah, erlaubte sich Anand einen folgenschweren Fehler. Er stellte seinen Turm auf ein ungedecktes Feld. Carlsen schnappte zu und wehrte alle Drohungen ab. "Ich denke, dass er remisieren konnte, aber er fand nicht den richtigen Weg", freute sich Carlsen über seinen Sieg.
Etienne Bacrot und Levon Aronian remisierten nach knapp drei Stunden. In einer Variante des Damengambits spielte sich das Geschehen fast ausschließlich am Damenflügel ab, wo beide Kontrahenten einen Großteil ihrer Armeen versammelten. Hier tauschten sie zwei Leichtfiguren ab, bevor sie durch dreimalige Stellungswiederholung das Remis nach 30 Zügen forcierten.
Spannender ging es zwischen Fabiano Caruana und Michael Adams zu, auch wenn diese Partie ebenfalls remis endete. Der 21-jährige Italiener verbrauchte in der Eröffnung, einem Slawischen Damengambit, viel Zeit. Er versuchte die ungewöhnliche Zugfolge seines Gegners zu ergründen und idealerweise zu bestrafen. Es gelang ihm nur teilweise. Er eroberte einen Bauern, der sich im Endspiel allerdings nicht ausreichend zum Sieg erwies. "Ich verbrauchte einfach zu viel Zeit in der Eröffnung, die mir hinterher fehlte, um ihm mehr Probleme zu stellen", fasste Caruana das Geschehen zusammen.
- Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Naiditsch und Carlsen in Baden-Baden
Nach der 5. Runde liegen bei der GRENKE Chess Classic Arkadij Naiditsch und Magnus Carlsen mit 3,5 Punkten in Führung. Während die deutsche Nr. 1 gegen Fabiano Caruana remisierte, gewann der norwegische Weltmeister und zog an der Spitze gleich. Zu einem Sieg kam auch Levon Aronian gegen Viswanathan Anand. Den dritten Sieg des Tages verpasste Etienne Bacrot gegen Michael Adams. Der Franzose musst sich in der bislang längsten Partie des Turniers trotz einer starken Leistung nach sechs Stunden und 25 Minuten mit remis begnügen.
Levon Aronian besiegte Viswanathan Anand und kam damit zu seinem ersten Sieg bei der GRENKE Chess Classic. In einer Hauptvariante des Damengambits zeigten sich beide Spieler gut präpariert, doch Aronian war im Nachinein nicht zufrieden mit dem Verlauf: "Das habe ich zwar alles mal analysiert, doch am Brett erwies sich mein Plan nicht mehr als gut." Vishy kam am Königsflügel zu einem gefährlichen Königsangriff, ließ aber im entscheidenden Moment einen kräftigen Gegenstoß im Zentrum zu, der das Blatt wendete. Aronian gewann einen Bauern und landete in einem technisch gewonnenen Endspiel. "Das war heute mein Glückstag", äußerte sich der sympathische Armenier im Anschluss.
Magnus Carlsen setzte sich gegen David Baramidze durch und ist voll im Rennen um den Turniersieg. In einer weit ausanalysierten Variante der Spanischen Partie folgten die Spieler einem bekannten Pfad, bis der Weltmeister im 23. Zug einen Bauern im Zentrum vorstieß. Baramidze reagierte stark und tauschte die Damen. In den darauffolgenden taktischen Verwicklungen mit vielen angegriffenen Figuren verpasste er aber die beste Fortsetzung und landete in einem schlechteren Endspiel. Carlsen eroberte den schwarzen b-Bauern und besaß zwei verbundene Freibauern am Damenflügel. Der deutsche Nationalspieler wehrte sich am Königsflügel nach Kräften, konnte aber letztendlich die gegnerischen Freibauern nicht aufhalten. "Wenn mein Gegner richtig abwickelt, ist die Stellung ausgeglichen, aber so hatte ich ein klar besseres Endspiel", fasste der norwegische Weltmeister den Gang der Ereignisse zusammen.
Arkadij Naiditsch und Fabiano Caruana trennten sich Remis. In einer bekannten Variante des Marshall-Gambits der Spanischen Partie erreichten die Spieler nach etwas mehr als 20 Zügen ein etwas besseres Endspiel für Weiß. Bei jeweils einem Turm besaß Naiditsch mit seinem Läuferpaar Vorteil gegen Caruanas Läufer und Springer. Naiditsch versuchte alles, um seinen Vorteil auszubauen, doch Caruana verteidigte sich akkurat und hielt das Gleichgewicht. Nach knapp sechs Stunden einigten sich die Kontrahenten in einem ausgeglichenen Turmendspiel auf unentschieden.
Etienne Bacrot (Foto) verpasste gegen Michael Adams eine große Siegchance. In einer englischen Partie schaffte es der 32-jährige Franzose sich eine starke Stellung mit einem Freibauern im Zentrum zu erspielen. Er vergrößerte mit einem Bauernvorstoß am Damenflügel seinen Vorteil und drang mit seinen Schwerfiguren auf die gegnerische Grundreihe ein. Er verpasste allerdings den Todesstoß und musste ins Dauerschach einwilligen.
- Ruhe vor dem Sturm
Die 6. Runde der GRENKE Chess Classic brachte keine Änderung an der Tabellenspitze. Im Top-Duell (Foto) trennten sich Fabiano Caruana und Magnus Carlsen nach knapp drei Stunden unentschieden. Mit dem gleichen Ergebnis beendeten Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch ihre Partie, so dass Carlsen und Naiditsch die Tabelle vor der letzten Runde anführen. Das dritte Remis des Tages produzierten Levon Aronian und Michael Adams. Der einzige Sieg des Tages gelang Viswanathan Anand. Leidtragender war David Baramidze.
Das Spitzenduell zwischen der Nr. 1 und Nr. 2 der Welt verlief kurz und schmerzlos. Magnus Carlsen rührte gegen Caruanas Spanische Partie mit der Berliner Mauer Beton an. Im damenlosen Mittelspiel fand der 22-jährige Italiener keinen Weg, die schwarze Stellung zu erstürmen und ließ nach knapp 20 Zügen und drei Stunden Spielzeit ein Dauerschach am Königsflügel zu. Für den Weltmeister ist das Remis ein größerer Erfolg, da er sich damit die Chance sicherte, mit Weiß gegen Bacrot in der letzten Runde voll um den Turniersieg zu spielen.
Etienne Bacrot und Arkadij Naiditsch trennten sich ebenfalls remis. In einer Bogoindischen Partie gab Naiditsch das Läuferpaar ab, besaß aber die Kontrolle über das wichtige Feld e4. In der Folge expandierte die deutsche Nr. 1 am Damenflügel. Dort tauschten die Kontrahenten zahlreiche Figuren ab und es entstand eine ausgeglichene Stellung, die nach 37 Zügen durch Dauerschach endete. "Ich habe meine Stellung falsch eingeschätzt", meinte der 32-jährige Franzose nach der Partie und spielte damit auf die Tatsache an, dass er das Läuferpaar besaß, das ihm letztendlich aber keinen Vorteil verschaffte.
Fast fünf Stunden versuchte Michael Adams ohne Erfolg seinen Vorteil gegen Levon Aronian (Foto) in einen vollen Punkt zu verwandeln. In einer Englischen Partie zeigte sich "Mickey" besser präpariert und übernahm in einem Mittelspiel mit einem starken Freibauern auf der a-Linie die Initiative. Jetzt zeigte Aronian aber seine Stärke. Er opferte zwei Bauern, um ein Endspiel mit jeweils einer Dame und einem ungleichfarbigen Läufer zu forcieren. Aronian drohte Matt und Adams hatte die Chance die Damen zu tauschen. Das entstehende Läuferendspiel hätte aber ein theoretisches Remis ergeben, so dass Adams einfach Dauerschach gab. "Ich war schon wieder am Tagträumen in dieser Partie", meinte Aronian im Anschluss, sein Gesichtsausdruck zeigte aber auch eindeutige Züge von Erleichterung.
Viswanathan Anand wiederholte in einer Spanischen Partie gegen David Baramidze die gleiche Spielweise wie Magnus Carlsen und hatte ebenfalls Erfolg. Baramidze forcierte mit einem riskanten Bauernvorstoß im 22. Zug die Ereignisse, landete aber einige Züge später mit Turm und Bauer gegen zwei Leichtfiguren in einer klar schlechteren Stellung. "Ich habe zu lange gebraucht, um diese Stellung zu gewinnen", meinte Anand im Anschluss, doch im Prinzip war die Partie gelaufen. Vishy ließ nichts mehr anbrennen, auch wenn es insgesamt fünf Stunden und 30 Minuten dauerte.
Am Montag den 09. Februar findet die 7. und letzte Runde statt. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Partien von Carlsen und Naiditsch, die beide mit Weiß spielen. Chancen auf den Turniersieg hat mit einem halben Punkt Rückstand auch Fabiano Caruana, der auf David Baramidze trifft. Bei Gleichstand um den ersten Platz findet ein Tiebreak statt!
- Tiebreak entscheidet GRENKE Chess Classic!!!
Während die letzte Runde der GRENKE Chess Classic noch läuft, steht fest, dass im Anschluss ein Tiebreak um den Turniersieg stattfinden wird. Magnus Carlsen (Weltmeister) und Arkadij Naiditsch (Deutsche Nr. 1) remisierten in der letzten Runde und liegen punktgleich mit 4,5 Punkte an der Spitze. Fabiano Caruana kann durch einen Sieg gleichziehen und aus dem Duo ein Trio machen, das letztendlich im Tiebreak um den Turniersieg spielen wird.
- Dramatischer Schlusstag bei der GRENKE Chess Classic
Magnus Carlsen siegt im Tiebreak gegen Arkadij Naiditsch
Akteure neun Stunden im Einsatz
Der letzte Tag bei der GRENKE Chess Classic war an Dramatik nicht zu überbieten. Alle Akteure kämpften bis zum Umfallen und es entwickelten sich die nach Zügen sowie Zeit längsten Partien im Turnier. Als ob das nicht genug wäre, gab es im Anschluss noch einen Tiebreak um den Turniersieg. Hier setzte sich Magnus Carlsen gegen Arkadij Naiditsch erst nach jeweils zwei Schnellschach- und Blitzpartien in einer Armageddon-Partie durch.
Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch, die im Laufe des Turniers das Tempo vorgaben, setzten auch in der 7. Runde Akzente. Der Weltmeister aus Norwegen erspielte sich eine Gewinnstellung gegen Etienne Bacrot, gab den Vorteil aber wieder aus der Hand und musste sich mit einem Remis begnügen. Mit dem gleichen Ergebnis entließ Arkadij Naiditsch seinen Kontrahenten Levon Aronian, nachdem er die ganze Partie Vorteil besaß. Michael Adams kam nach über sechs Stunden und 89 Zügen zum Sieg gegen Viswanathan Anand. Fast sieben Stunden dauerte der Kampf zwischen David Baramidze und Fabiano Caruana. Am Ende teilten sich die Spieler die Punkte.
Magnus Carlsen eröffnete gegen Etienne Bacrot mit einem Damenbauernspiel. In der Eröffnung verbrauchte der 32-jährige Franzose viel Zeit, die ihm im Mittelspiel fehlte. Der 24-jährige Weltmeister hatte mit zwei starken Springern und einen weit vorgerückten a-Bauern klaren Vorteil. "Ich war sicher, dass ich auf Gewinn stehe", meinte Carlsen im Anschluss, doch in Zeitnot seines Gegners ließ er einen Konter zu, der plötzlich zu einem Dauerschach führte.
Arkadij Naiditsch zeigte sich hervorragend vorbereitet gegen Levon Aronian. Im schottischen Vierspringerspiel diskutierten die Kontrahenten eine brandaktuelle Variante. Die deutsche Nr. 1 erspielte sich Vorteil durch die größere Zentrumsbeherrschung. Es entstand ein Turmendspiel, in dem Naiditsch die bessere Bauernstruktur besaß. Aronian verteidigte sich aber sehr zäh und schaffte es haarscharf die Niederlage zu verhindern. "Er hat gut gespielt und ich habe schlecht gespielt", fasst Aronian das Geschehen im Anschluss zusammen.
Michael Adams besiegte Viswanathan Anand. In einer Hauptvariante der Katalanischen Eröffnung spulten die Großmeister ihre Züge zu Beginn locker runter. Im Mittelspiel tauschten sie alle Leichtfiguren und die Dame ab, so dass sie ein Doppelturmendspiel erreichten. Hier sah alles nach einem schnellen Remis aus, doch Adams schaffte es in ein Turmendspiel abzuwickeln, das ihm plötzlich Gewinnchancen bot. "Mickey" verbesserte nach und nach seine Stellung, eroberte den gegnerischen h-Bauern und setzte seinen eigenen h-Bauern in Gang. Dieser erwies sich nach einem Blackout von Vishy als entscheidend und der Inder gab nach weit über sechs Stunden Spielzeit auf.
David Baramidze und Fabiano Caruana spielten eine wahre Mammutpartie. Der 22-jährige Italiener versuchte mit Schwarz fast sieben Stunden zu gewinnen, um mit Carlsen und Naiditsch in der Tabelle gleich zu ziehen und den Tiebreak zu erreichen. Letztendlich konnte Baramidze aber nach einer wahren Achterbahnfahrt das Remis sichern. Am Ende standen nur noch die nackten Könige auf dem Brett.
Der Rest war Unterhaltung. Magnus Carlsen und Arkadij Naiditsch boten den noch zahlreichen Zuschauern ein fantastisches Spektakel mit dem besseren Ende für den Weltmeister.
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Grenke, Caruana, Aronian, Naiditsch, Baramidze, Carlsen, Bacrot, Adams, Anand (verd.) und Bossert
© 8.96 by Gerhard Hund - Update 10.02.2015