vom 18. November bis 1. Dezember 2004 in Kochi / Indien
Berichte und Fotos direkt aus Indien
von Elisabeth Pähtz und Vater, übersandt von Axel Eger
- Bericht 1: Auftaktsieg mit Stromausfall
- Bericht 2: Als im Endspiel ein Handy klingelte
- Bericht 3: Auf Elefanten ins Finale
- sowie Fotos direkt aus Indien
Bericht 3: Auf Elefanten ins Finale
Schachlich gesehen läuft alles noch nach Plan. Zwar stand ich in den beiden Partien der siebten und achten Runde gegen Ekaterina Korbut und vor allem gegen Easha Karavade (Minusqualität) sehr bedenklich. Aber man hat wieder einmal gesehen, dass wohl die größte Schwäche des Frauenschachs in der richtigen Behandlung des Endspiels liegt.
Aber ich habe es heute in der 11. Runde gegen die Kubanerin Jerez P. Jennifer auch nicht besser gemacht - remis!
Überraschender Weise verlor heute die Ukrainerin Anna Ushenina in Gewinnstellung gegen Easha Karavade. Damit haben Ekaterina Korbut (die heute auch remis spielte) und ich jeweils 8,5 Punkte aus 11 Partien und somit vor den beiden Schlussrunden schon einen ganzen Zähler Vorsprung auf die anderen. Somit brauche ich noch 1 aus 2 für die Silbermedaille – das sollte wohl mindestens drin sein ...
An einem Nachmittag sind wir dann einmal Einkaufen gegangen (siehe Fotos). Habe mir zwei indische Kleider und eine Hose gekauft. Natürlich ist das Preisleistungsverhältnis ein ganz spezielles – es ist alles billig und gut!
Vor den entscheidenden Runden am Montag und Dienstag ist morgen (Sonntag) der erste spielfreie Tag und es ist ein Ausflug mit Elefanten geplant.
Elisabeth Pähtz
Bericht 2: Als im Endspiel ein Handy klingelte
Eigentlich gibt es nur Gutes aus Indien zu berichten. Mit fünf aus sechs liege ich bei Halbzeit blendend im Turnier. Mit der Ukrainerin Anna Ushenina, von der ich mich heute nach wenigen Zügen remis trennte, teile ich die Spitze. Einen halben Punkt liegen wir vor den wohl ärgsten Konkurrentinnen: Ekaterina Korbut (Russland), Joanna Majdan (Polen) und Zhang Jilin (China). <
Die Punkteteilung mit Ushenina war genau wie das Remis gegen Zhang in Runde drei taktischer Natur – es waren die Nachmittagsrunden eines Doppelrunden-Spieltages. Da wollte ich kein Risiko eingehen. Die Partie der zweiten Runde gegen die Holländerin Marlies Bensdorp dauerte immerhin über fünf Stunden. Nachmittags halb drei ging es zum Mittagessen, und um 16 Uhr saß ich schon wieder gegen Zhang am Brett.
Auch in der vierten Runde gegen die Rumänin Alina Motoc ging es wieder über fünf Stunden. Wir waren die beiden letzten Spielerinnen im Turniersaal, und ich musste ein kompliziertes Doppel-Turmendspiel mit zwei Mehrbauern spielen. Ich habe es gemeistert, ließ in Zeitnot allerdings ein siebenzügiges Matt aus. Es wird nach den neuen Fide-Bedenkzeiten gespielt ...
Eine Schrecksekunde hatte mein Papa noch zu überstehen. Als ich nur noch eine Minute auf der Uhr hatte, klingelte plötzlich neben mir ein Handy. Papa bekam fast einen Schock. Ich wusste ja, dass es nicht mein Handy war und blieb cool. Es gehörte irgendeinem Organisator.
Zu den guten Meldungen aus Cochin gehört unbedingt auch die Nachricht vom guten Essen. Die indische Küche hat es mir angetan. Nachdem ich bei der Olympiade im Oktober rund drei Kilogramm abgenommen habe, lasse ich mich mal überraschen, was hier passiert ...
Bericht 1: Auftaktsieg mit Stromausfall
Nach einer problemlosen Anreise von Frankfurt/Main über Dubai waren wir glücklich in Cochin an der Westküste des indischen Subkontinents gelandet. Eine kleine Weltreise in 20 Stunden. Kurioserweise hatte ich 14 Tage vorher die gleiche Zeit gebraucht, um nach Kreta zur Jugend-WM zu kommen ... Vom Flughafen Cochin waren wir noch einmal anderthalb Stunden unterwegs. Mit einem Kleinbus ging es zum Hotel. Die Fahrt durch die engen, verwinkelten Straßen verlief zwar chaotisch. Ein Ohren betäubendes Hupen begleitete uns. Die Regeln waren einfach. Wer viele PS unter der Motorhaube hatte, bekam Vorfahrt.
Das Hotel ist sehr angenehm und befindet sich in einem sehr guten Zustand. Vor allem: es ist vollständig klimatisiert. Ein Segen bei Außentemperaturen von 30 Grad und mehr. Die Eröffnungsveranstaltung war übrigens super. Nach dem offiziellen Teil haben Spieler und Offizielle einen gemütlichen Abend bei sehr guter Musik verbringen können. Ein bisschen zu schaffen macht mir noch die Zeitumstellung. Rundenbeginn ist 10 Uhr, das ist nach deutscher Zeit frühmorgens halb sechs! Hoffentlich behalte ich da immer so klaren Kopf wie in der ersten Partie, die ich gegen die Spanierin Gutierrez Castillo Paloma mit Weiß gewinnen konnte.
Ein kleine Panne gab es in dieser ersten Runde allerdings auch. Nach 10 Minuten Spielzeit fiel plötzlich der Strom aus. Wir hielten für fünf Minuten die Uhren an, dann war der Strom wieder da. Ich fürchte, es wird nicht die letzte Unterbrechung im Turnier gewesen sein ... Bei den Mädchen gibt es nach der Setzliste fünf Favoriten auf den Titel, als Nummer zwei muss ich mich wohl oder übel dazuzählen lassen. Immerhin spiele ich ja in Cochin schon meine dritte U-20-WM. Und nachdem ich vor vier Jahren mit dem vierten Platz von Jerewan meine bislang beste Platzierung bei den Juniorinnen erreichte, ist dieses Mal eine Medaille natürlich mein großes Ziel.
Und es gab eine zweite Überraschung zum Auftakt. Das neue indische Wunderkind, die 14-jährige Harika Dronavalli, trat gegen die Tschechin Lucie Hodova nicht an. Aber vielleicht wird diese Partie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, wer weiß ...? Bei den Jungen gibt es zwei Topfavoriten: der Ungar Ferenc Berkes und die indische Hoffnung P. Harikrishna sollten den Titel unter sich ausmachen.
Elisabeth Pähtz
Straße in Kochi / Indien |
mit vielen verlockenden Geschäften |
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Was sollen wir kaufen? |
Darf ich? Es gibt so Schönes! |
Jilin Zhang - Elisabeth Pähtz |
Tigran Petrosjan - Humpy Koneru |
Zimmer von Jorunn Brekke und Elisabeth |
rechts: Harikrishna, Favorit der Jungen |